Peter Lynch, der bekannte Ex-Manager des Magellan-Fonds, nennt als wesentlichen Faktor seines Anlageerfolges, daß er Unternehmen nicht nur als Anleger, sondern auch stets als Kunde unter die Lupe nimmt. Genauso wollen auch wir einmal verfahren und dabei die Logistik-Branche näher unter die Lupe nehmen. Die Frage lautet: Sind die Logistiker wirklich so gut, wie sie sich selbst darstellen?

Der reale Fall: Ein Medienunternehmen möchte eine Palette mit Zeitschriften in die USA verschicken und sendet eine Anfrage an eine renommierte Spedition. Bei dieser handelt es sich übrigens um die Tochtergesellschaft eines Logistikkonzerns, der im Jahr 2000 als Neuemission in den Amtlichen Handel ging. Die Anfrage ging bei der Spedition verloren, auf die zweite folgte ein Angebot mit dem Vermerk „Lieferung zum Zielflughafen“ – anstatt wie gewünscht „frei Haus“. Beim nächsten Anruf erfuhr das Medienunternehmen, daß der zuständige Mitarbeiter der Spedition krank wurde und niemand sonst zur Bearbeitung des Auftrages im Stande schien.

Erst durch ein Dutzend Telefonate mit verschiedenen Speditionen fand sich schließlich ein Anbieter, der die gewünschte Transportleistung erbringen konnte, und dabei noch in der Lage war, seinen Preis zu nennen! Die gewieften Logistikexperten erhielten daraufhin den Auftrag. Zur Abholung der 165 kg schweren Palette kamen die Experten schließlich ohne Bock und Hebebühne, offensichtlich in der Erwartung, diese von Hand tragen zu können.

Es bleibt die Frage, warum solche alltäglichen Vorgänge bei den „Profiteuren der New Economy“ nicht standardisiert sind. Gehört der Transport von Waren nicht mehr zum Kerngeschäft eines Logistikunternehmens?

Vor dem Hintergrund dieser Erfahrungen dürften die Logistiker nicht zur New Economy und auch nicht zur One Economy, sondern zur Very Old Economy gehören. Diese riecht jedoch nicht nach einer glorreichen Zukunft, sondern ganz einfach nach Dieselruß.

Am Neuen Markt werden Logistikaktien  – die natürlich besser duften – immer noch mit 2001er KGVs zwischen 50 und 100 gehandelt. Auch die Tatsache, daß zur Zeit fast jede Kapitalanlagegesellschaft, die etwas auf sich hält, einen Logistikfonds auflegt, sollte bei Anlegern die Alarmglocken schrillen lassen.

Von der verschickten Palette fehlt seit der Abholung übrigens jede Spur. Wo sie auch immer sein mag, die Rechnung wird nicht lange auf sich warten lassen.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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