Daß sich die Anteilseigner einmal derart undankbar zeigen würden, hätte wohl keiner von den dreien je gedacht. France Télécom-Chef Michel Bon war gut genug, um das IPO im Jahre 1997 vorzubereiten. Fünf Jahre später machte man ihn für eine verunglückte „Strategie“ verantwortlich, die das Staatsunternehmen mit 70 Mrd. Euro in die Kreide geführt hat.

Seinen deutschen Kollegen Ron Sommer hatte es zwei Monate vor dem Abgang von Bon erwischt. Die Eckdaten: IPO 1996 unter großem Jubel mit der unausgesprochenen Stoßrichtung, die Deutschen zu einem Volk der Aktionäre nach US-Vorbild umzuerziehen. Erstens wirkten die zwei Folge-Tranchen der Deutschen Telekom wie ein Abschöpfen der Aktionäre, zweitens hat Deutschland eine Unternehmenskultur im US-Maßstab nach der jetzt bekannten Sachlage ganz sicher nicht nötig. Der Schuldenstand auch bei der Deutschen Telekom liegt bei ca. 70 Mrd. Euro. Die Stories gleichen sich.

Dritter im Bunde dieser Beispiele: Gerhard Schmid. Der Name des Gründers und bis Mitte des Jahres CEOs von MobilCom ist untrennbar mit dem Neuen Markt verbunden. Verbunden ist er vor allem seinem Aktienpaket (zusammen mit seiner Ehefrau gehören ihm noch 50 % an MobilCom). An der Übergabe dieses Pakets an einen Treuhänder hängt das weitere Schicksal des Unternehmens ab, entweder Insolvenz oder massive Schrumpfkur mit unklarem Ausgang. Die an ihn gestellten Forderungen kämen einer Enteignung gleich, so sieht er das zumindest.

Allen dreien ist weiterhin gemeinsam, daß – bei nüchterner Betrachtung – weniger sie selbst für die jeweiligen Debakel verantwortlich zu machen sind. Der irrationalen Übertreibung, um mal einen bekannten Begriff zu zitieren, in der Telekommunikationsbranche konnte sich im besagten Zeitraum wohl niemand entziehen. Es waren die Anfangserfolge, die ihnen das Gefühl gaben, Bäume ausreißen zu können – Aktionäre hatten anfangs dasselbe Gefühl. Später wurden daraus Lähmungserscheinungen.

Doch wenn der Verein schlecht spielt, geht bekanntlich erst mal der Trainer. Die Probleme sind deshalb noch längst nicht gelöst. Aktionäre, auch wenn das nur ungern gehört wird, müssen sich gleichfalls an die eigene Nase fassen und darüber nachdenken, was ihr Anteil an dem Schauspiel war.

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