Evolutions- und Gender-Theorien bringen es hinreichend brachial verkürzt so auf den Punkt: Die Männer sind die geborenen Jäger, während den Frauen der Part des Sammelns zufällt. Deswegen ist zum Beispiel der weibliche Teil der Bevölkerung so verrückt nach Handtaschen. Wären die Chefs bei der Telekom, Bahn, Lidl oder sonst wo Frauen – man könnte sich seinen Teil denken und vieles für erklärt halten. Der Blick aufs Personaltableau belehrt einen aber eines Besseren. Vertrauensbildung und Motivation sehen anders aus.

Eine Management-Beraterin hat es mal so formuliert: Wo den Mitarbeitern Vertrauen und Motivation geraubt wird, verlieren bald auch die Kunden die Lust. Insofern sind die Vorkommnisse auch für die Unternehmen von größtem Übel: Schneller, umfassender und nachhaltiger kann man sein Image und die eigene Leistungsfähigkeit kaum ramponieren. Und sind es nicht die Unternehmen, die über den ausufernden Bürokratismus stöhnen? Wenn es für umfassenden Daten-Bürokratismus noch reicht, kann es so schlimm nicht sein.

Verwunderlich, dass die Vertreter jener Unternehmen, die Datenschutz und Privatsphäre der Kunden und Mitarbeiter achten, gegen die schwarzen Schafe nicht Sturm laufen. Warum entrüsten sich Arbeitsgeber- und Branchenverbände eigentlich nicht vehement gegen das Bekanntgewordene und zum Beispiel dagegen, dass Lobbyisten der Adresshändler die geplante Novellierung des Datenschutzgesetzes torpedieren? Verunsicherte Verbraucher und Mitarbeiter, die sich durchleuchtet und ausgeliefert fühlen, dienen niemandem.

Diese Kurzzeit-Denke erinnert an vergangene Fehleinschätzungen à la Umweltschutz kostet Arbeitsplätze oder Mitbestimmung schleift den Standort Deutschland. Steter Vertrauensverlust durch  noch einen und noch einen und noch einen Datenskandal – das ist wirklich eine Gefahr für Arbeitsplätze und den Standort Deutschland. Man kann nur hoffen, das Wirtschaft und Politik das latente Zerstörungspotenzial mangelnden Datenschutzes schnell erkennen. Denn kein Verlust ist schwerer zu reparieren als Vertrauensverlust.

Stefan Preuß

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