Die Meldungen gleichen sich extrem: Der Vorsitzende der Euro-Finanzminister, Jean-Claude Juncker, erwartet Ende 2009 eine Belebung der kriselnden Konjunktur im Euro-Raum. Zwar werde dieses Jahr deutlich schwieriger als 2008, sagte der luxemburgische Premierminister während der Jahreseröffnung der Deutschen Börse in Frankfurt, aber es werde ab Herbst wieder bergauf gehen. Bundesbank-Chef Axel Weber bezeichnet die gegenwärtige Krise zwar als die schlimmste der gesamten Nachkriegsgeschichte. Nach Ansicht der Bundesbank werden die Rettungspakete der Bundesregierung die Folgen der globalen Finanzkrise allerdings bereits im laufenden Jahr abmildern und für Konjunkturimpulse sorgen. „Ich rechne damit, dass die Wirtschaft schon im Herbst wieder leicht wachsen kann und sich die Konjunktur 2010 weiter erholt.“

Die Beispiel ließen sich geradezu endlos fortsetzen, auch auf Seite der Analysten, wie die große Kapitalmarkt-Umfrage des GoingPublic Magazins zu Tage förderte: Durchgängig wird dort die konjunkturelle Erhöhung in der 2. Jahreshälfte erwartet, wie in anderen Ab- und Aufschwungphasen auch würden die Kurse einige Monate vorauseilen. So viel Einigkeit legt in der Hauptsache einen Verdacht nahe: So also wird es nicht kommen. Da könnte man auch eine Klingel am Parkett anbringen, die ab Mai bimmelt: Bitte einsteigen, die Kurse ziehen an, weil demnächst die Konjunktur Fahrt aufnimmt.

Aber wie dann? Die ungeheure Liquidität scheint den Kampf gegen schlechte Stimmung und Konjunkturpessimismus haushoch zu gewinnen. Anders ist es nicht zu erklären, dass sich trotz historischen Einbrüchen bei allen wichtigen Parametern die Kurse seit November letztlich einigermaßen stabil halten. Beim letzten Absturz reichte schon die Pleite einiger schlecht gemanagter Internetbuden, um den gesamten Markt abstürzen zu lassen. Zur Erinnerung: Damals galten die Banken als kerngesund. Gemessen an den damaligen Unpässlichkeiten sind angesichts der globalen Probleme heutzutage die Kursrückgänge noch sehr moderat.

Das heißt: Entweder kommt das ganz dicke Kurs-Ende noch – oder man muss schon jetzt dabei sein, weil die Phase von Anfang November bis heute die Bodenbildung darstellt und die immense Liquidität dir Kurse nach oben spült. An den Mittelweg zu glauben ist gefährlich – denn an den glaubt die Mehrheit.

Stefan Preuß

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