Die Vorstände von Heimwerker- und Homebuilding-Märkten in den USA haben ganz offensichtlich keine allzu hohe Meinung mehr von der zukünftigen Entwicklung in ihrer Branche. Ihre Verkäufe von Aktien nahmen im laufenden Jahr ein Rekordtempo an. In einigen Fällen haben Vorstände gleich 50 % ihrer Aktienbestände abgegeben.

Wie eine neue Erhebung zeigt, haben sieben der 16 höchstkapitalisierten Homebuilder in den Staaten ihre Anteile um den größten Betrag in den letzten 20 Jahren abgebaut. Das dürfte wohl kaum Zufall sein. Die Papiere dieser Branche haben alle anderen Indices in den letzten beiden Jahren outperformt und im Frühsommer ihren Hochpunkt erreicht.

In einigen Gegenden der USA sind die Hauspreise innerhalb eines Jahres um 20 % angestiegen, in New Yorker Stadtbezirken teilweise 25 bis 30 %. Insgesamt legten die Hauspreise mit einem abnormen Tempo zu, in den letzten Jahren drei- bis viermal so schnell wie die persönlichen Einkommen. Es scheint einzuleuchten, daß diese Entwicklung nicht durchzuhalten ist und schon zum Aufblähen einer neuen Blase geführt hat, nachdem am Aktienmarkt seit Anfang 2000 nichts mehr zu holen ist. Sobald die überproportionale Nachfrage nachläßt – was absehbar ist, wenn die Einkommen nicht hinterherkommen – werden viele Hausbesitzer auf Hypotheken sitzen, die den Wert ihrer Häuser übersteigen.

Notenbankchef Alan Greenspan leistet allen mal wieder einen Bärendienst, wenn er in seinen Statements betont, daß er in den USA keine Blase am Wohnungsbaumarkt sehe. Doch was bleibt ihm auch übrig? Es sei in Erinnerung gerufen, daß er Ende der 90er allerdings auch eine „New Economy“ ausgemacht haben wollte. Sie war auch tatsächlich neu – allerdings nur virtuell.

Historische Parallelen zeigen ganz klar, wie gefährlich es ist, wenn man die Zukunft schon heute kauft – denn wer soll dann morgen kaufen? Muß man nur deshalb ein Haus bauen oder kaufen (das man sich normal nicht leisten würde), nur weil die Finanzierungszinsen gerade günstig sind? Muß man sich ein neues Auto zulegen (das man sich eigentlich erst in einigen Jahren leisten wollte), nur weil es gerade eine 0 %-Finanzierung gibt? Die Rechnung geht nur solange auf, wie sich der Konsument relativ wohlhabend fühlt (Einkommen, Immobilienbesitz, Aktien). Wenn die Hauspreise erst einmal zu fallen beginnen, wird sich eine verhängnisvolle Spirale aus Ursache und Wirkung in Bewegung setzen, die dem Platzen der Asset Bubble in nichts nachsteht.

Insiderverkäufe haben gemeinhin einen Vorlauf von ein bis zwei Quartalen. Am Aktienmarkt läuteten diese Signale zuletzt immer neue Tiefststände an den Märkten ein (2000 bis dato), Vorstände dürften wohl noch am besten beurteilen können, wie es um das Geschäft bestellt ist. Dies darf man getrost auch den Insidern im Wohnungsbaumarkt unterstellen. Es soll also später bitte niemand sagen, daß er von der Entwicklung mal wieder überrascht wurde.

Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin