UMTS, lautete die Zauberformel für den dauerhaften Aufschwung. Von wegen Sättigung im europäischen Mobilfunk-Markt. Mit UMTS sahen Provider wie Gerätehersteller ihr Geschäft gerettet. Die momentan nachlassende Absatzdynamik sei nur eine unbeachtliche Wachstumsdelle. Milliarden sollten fließen in der schönen neuen Welt des Mobilfunks.

Die Milliarden sind auch geflossen, aber unglücklicherweise nicht in die Taschen der Telcos, sondern aus diesen heraus. Zu lachen gab es nur etwas für den Staat. Insbesondere Großbritannien und Deutschland konnten bei der Versteigerung ihrer Lizenzblöcke Rekordsummen einheimsen. Durch das hitzige Bieten der teilnehmenden Parteien wurden 38 Mrd. Euro bzw. 50 Mrd. Euro erlöst. Für den jeweiligen Staat ein unerwarteter Geldsegen. Für die Unternehmen hingegen ein Hasard-Spiel, denn wie schnell und ob überhaupt jemals die investierten Summen wieder eingespielt werden können, scheint ungewiß. Sicher waren und sind nur die immensen Ausgaben, die den Verschuldungsgrad der Unternehmen in die Höhe schießen ließen.

Diese Einsicht teilte spätestens nach der deutschen UMTS-Auktion auch das Gros der Anleger – und die Kurse der Telcos brachen ein. Und auf einmal schreckten auch die unfehlbaren Lenker von MobilCom, Telekom und Co auf. Sollten sie im Eifer des Gefechts vielleicht doch ein wenig zu spendabel gewesen sein?

Die umgekehrte Entwicklung ging indes in Holland, Österreich, Italien und Schweiz vonstatten. Die nämlich hatten Blut geleckt. Kaum vorstellbare Summen schienen plötzlich zum Greifen nah. Doch es kam anders. Die Auktion in Holland wurde genauso wie in Italien und Österreich zum Desaster. Die italienische Regierung hatte mit UMTS-Geldern in Höhe von 20 bis 25 Mrd. Euro gerechnet, die sogar schon in den Haushalt des nächsten Jahres eingeplant waren. Die Auktion mußte jedoch schon nach zwei Tagen eingestellt werden, denn nach dem Ausscheiden des italienischen Mobilfunk-Anbieters Blue standen fünf zu vergebenden Lizenzen nur noch fünf Bieter gegenüber. Für eine Auktion eine ungünstige Ausgangssituation. Mit 12 Mrd. Euro wurde gerade einmal die Hälfte der erwarteten Summe eingenommen.

Noch schlimmer stellte sich das österreichische Ergebnis der UMTS-Auktion dar. Gerade einmal 700 Mio. Euro wurden dort nach zwei kurzen Tagen erlöst. Die niedrigsten Schätzungen im Vorfeld der Auktion hatten bei rund 1 Mrd. Euro gelegen. Um ähnlich hohe Summen wie in Deutschland zu vermeiden, hatten sich die Bieter stark zurückgehalten. Keiner wollte den Anlaß zu einer neuen ruinösen Preisspirale geben.

Daß die Luft aus den UMTS-Auktionen endgültig raus zu sein scheint, beweist das jüngste Beispiel Schweiz. Im Vorfeld der Auktion hatte sich die Gruppe der Bieter schon von neun auf fünf reduziert. Zu Beginn der Auktion gaben dann noch Diax, der drittgrößte Mobilfunk-Anbieter der Schweiz, und der Festnetzanbieter Sunrise Communications ihren Zusammenschluß bekannt – und die Auktion platzte, noch ehe sie richtig begonnen hatte. 8 Mrd. CHF waren erwartet worden. 200 Mio. CHF wären es, wenn jedem Auktionsteilnehmer seine Lizenz für den Mindestpreis von 50 Mio. CHF zugeteilt würde. Dagegen sträuben sich zuletzt aber Sozialdemokraten wie Gewerkschaft. Der Ausgang bleibt vorerst ungewiß.

Für die noch anstehenden Auktionen in Belgien und Dänemark bedeutet dies nichts Gutes – zumindest aus Sicht des Staates. Aus Anlegerperspektive ist der jüngste Trend nur zu begrüßen, sollen Investitionen doch das langfristige Überleben eines Unternehmens sichern und nicht zum vorzeitigen Aus führen.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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