Noch vor ein paar Tagen geisterten Preise bis zu 50 Euro durch die Republik und es gab sogar Zeiten, als T-Online Gerüchten zufolge noch höhere Bewertungen anstrebte. Der Stimmungswandel bei den Technologieaktien hat die Telekom offenbar noch rechtzeitig zur Raison gebracht. Billig ist das Unternehmen zwar noch immer nicht – das konnte aber auch niemand ernsthaft erwarten.

Der niederländische ISP (Internet-Service-Provider) World Online bekam den Stimmungsumschwung gegenüber Wachstumswerten in vollem Umfang zu spüren. Die Aktien, die vor einem Monat ihr Börsendebüt gaben, liegen mittlerweile rund 40 % unter dem Ausgabepreis. Auch das Debakel um Lycos Europe dürfte T-Online zum Anlaß genommen haben, die eigene Bewertung nicht zu aggressiv anzusetzen.

Geht man von einem Ausgabepreis von 32 Euro aus, so läge die Marktkapitalisierung von T-Online bei 35,5 Mrd. Euro. Bei 5,3 Mio. Kunden im letzten Quartal entspricht dies einer Bewertung von ca. 6.700 Euro pro Kunde und damit auch in etwa der Bewertung des Weltmarktführers AOL. AOL ist in seiner Entwicklung natürlich schon viel weiter als T-Online, dennoch werden gewisse Knappheitsprämien für dominante europäische Player von der Börse durchaus akzeptiert. Wichtig ist jedoch, daß T-Online die mit Club Internet und T-Online.at begonnene europaweite Expansion weiter vorantreibt. Es wird jedoch nicht ernsthaft bezweifelt, daß T-Online nach dem IPO eine aggressivere Expansionsstrategie fahren wird.

Wie realistisch ist es nun für Privatanleger, T-Online Aktien zu erhalten? Ein kleines Zahlenspiel verdeutlicht Ihre Aussichten: Von den 108,1 Mio. zu plazierenden Aktien (inklusive Greenshoe) stehen die Hälfte für Privatanleger zur Verfügung. Die Mindestordergröße liegt bei 50 Aktien. Läge auch die durchschnittliche Zuteilungsgröße bei 50 Aktien, so könnten 1,06 Mio. Deutsche mit einer Zuteilung rechnen. Alleine 850.000 T-Online Kunden haben sich aber bereits für die bevorrechtigte Zuteilung qualifiziert. Der Bevorrechtigungsmodus ist noch unbekannt, aber wer nicht zu den registrierten Kunden gehört, sollte sich keine Illusionen machen. Insgesamt interessieren sich laut einer Forsa Umfrage 22 % der Deutschen für die T-Online Papiere. Am Ende wird also doch wieder das Los herhalten müssen.

Eine Pleite – das dürfte feststehen – kann sich der Konzern unter keinen Umständen erlauben. Man stelle sich vor: Erst erkämpft sich die T-Online das Recht, die eigenen Kunden bei der Emission bevorrechtigt zu behandeln und dann beschert man ihnen zur Emission einen satten Buchverlust. Das wäre eine besonders bittere Ironie des Schicksals.

Ausgeschlossen ist dies natürlich nie. Langfristig brauchen sich interessierte Investoren aber keine Sorgen zu machen.

Die GoingPublic erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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