Spätestens seit für Internet-Klitschen mit cooler Geschäftsidee, aber trister Erlössituation, praktisch jeder Fantasiekurs bezahlt wurde, weiß man: Fundamentale Daten sind nicht schlecht, aber mitunter stören sie bei einer richtig schönen Kurssause nur. Und wer am Neuen Markt zögerte, bei Kurs-Umsatz-Verhältnissen von 15 mehr zuzugreifen, blickte häufig weiter galoppierenden Kursen nach.

Nun kann man die Mehrzahl der Solar- und Windkraft-Unternehmen auf dem heutigen Kurszettel nicht mit den Highflyern von damals vergleichen: Immerhin gibt es überwiegend sogar Gewinne und folglich Kurs-Gewinn-Verhältnisse, und auch die Substanz ist eine ganz andere. Aber letztlich ist in den allermeisten Fällen die beste aller denkbaren Zukünfte auf Jahre hinaus eingepreist. Also Finger weg? Nicht unbedingt.

André Kostolany prägte das Bild vom Herrchen und dem Hund, die einen Spaziergang machen. Die Position des Herrchen stellt den fairen Wert dar, und die des Hundes den Kurs. Wie weit der Solar-Hund noch voraus eilt, läßt sich schwer sagen. Jeder neue Ölpreisrekord verlängert aber gleichsam die Leine.

Derzeit ist die Stimmung in der Wirtschaft prächtig, und so lange die Party an der Börse noch weitergeht, steigen die „grünen“ Aktien unaufhaltsam weiter. Die Kunst dürfte eher im rechtzeitigen Ausstieg und der richtigen Wahl des Stop-Loss liegen. Denn eines ist klar: Bei schlechterer Stimmung auf dem Parkett wird es den einschlägigen Aktien gehen wie Ikarus, der der Sonne zu nah kam und abstürzte. Aber bis es so weit ist, spricht wenig dagegen, sich auf der Party auch einige Kir Royals zu genehmigen.

Stefan Preuß

Die GoingPublic erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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