Schuster bei VW, von Zitzewitz bei Infineon, nun staatsanwaltliche Ermittlungen gegen MTU-Chef Udo Stark – das Handaufhalten bei den oberen Zehntausend scheint ein beliebter Zeitvertreib zu sein. Auch wenn nicht jeder so große Hände hat wie Ex-Mannesmannchef Klaus Esser. Schon sehen Experten eine weitere Bedrohung für den Wirtschaftsstandort Deutschland.

Der galt bislang wenn schon nicht als dynamisch, so doch wenigstens korrekt. Deutsch eben. Nun rückt eine Reihe von Vorfällen den Standort in die Nähe von Bananenrepubliken. Wenn man nur gründlich genug suchen würde, gäbe es aus neun von zehn Firmen Korruptionsfälle zu berichten, meint etwa Kriminologie-Professorin Britta Bannenberg. Nicht immer auf Vorstandebene, aber immer öfter.

Das sind keine guten Nachrichten in einer Zeit, in der ethische Grundsätze in der Wirtschaft nur zu gerne auf dem Altar der Globalisierung geopfert werden. Politiker als ein Teil der Führungselite des Landes haben nicht erst seit der Flick-Affäre oder krasser Fälle wie der des Holger Pfahl den Großteil ihrer Glaubwürdigkeit verloren, nun wird die Wirtschaftselite mit jeder neuen Enthüllung weiter beschädigt. Wer soll eigentlich den Menschen halbwegs glaubhaft klar machen, daß tief greifende soziale Umwälzungen angesichts demographischer Realitäten nicht zu vermeiden sind?

Nicht erst seit diesen Tagen wird gerne nach schärferen Sanktionen gerufen – zum Beispiel gegen Arbeitslose, die zumutbare Tätigkeiten ablehnen. Jetzt scheint der Ruf nach schärferen Sanktionen gegen untreue oder bestechliche Manager angebracht. Der Blick darf nach den USA wandern, wo Ex-WorldCom-Chef Bernie Ebbers zu 25 Jahren Haft verurteilt worden ist. Auch wenn in diesem Fall die Dimension des Schadens eine ganz andere ist: Deutschland braucht dringend härtere Gesetze, damit Staatsanwälte und Richter durchgreifen können. Damit wenigstens das bewahrt wird, was von der Moral noch übrig blieb.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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