Nicht zu ändern? Falsch! Die Erforschung des menschlichen Genoms und die daraus gewonnenen Erkenntnisse lassen eine maßgeschneiderte individuelle Medizin immer konkreter werden.

Die im Dezember 1997 in Bernried bei München gegründete EPIDAUROS AG betreibt mit 46 Mitarbeitern Pharmakogenetik. Dies ist die Erforschung von Beziehungen zwischen der Wirkung von Medikamenten und Variationen im Erbgut. Diese Polymorphismen bestimmen die Verträglichkeit und die optimale Dosierung eines Wirkstoffs. Im ersten von drei Geschäftsbereichen werden die für bisher zwölf Patente angemeldeten Erkenntnisse dazu genutzt, pharmakogenetische Tests zu erforschen und an große Pharmaunternehmen auszulizenzieren. Eine seit April bestehende Kooperation mit MWG-Biotech soll die Entwicklung der diagnostischen Bio-Chips sicherstellen. Für die Lieferung von charakteristischen Erbgutfragmenten bekommt EPIDAUROS innerhalb der nächsten drei Jahre bis zu 5,1 Mio. Euro. Dazu kommen Lizenzzahlungen aus dem Chipvertrieb, der Ende 2001 beginnen soll.

Der zweite Geschäftsbereich umfaßt die Beratung von Pharma- und Biotechunternehmen bei der Optimierung ihrer klinischen Studien. Im dritten Geschäftsbereich nutzt EPIDAUROS sein Wissen, um Medikamente zu „retten“. Das Unternehmen lizenziert in Testphase III gescheiterte Medikamente ein und wiederholt die Prüfung mit einer genetisch geeigneteren Patientengruppe. Im Erfolgsfall wird die Vertriebslizenz für Medikament und Gentest an Pharma-Unternehmen vergeben. 2005 ist die erste Markteinführung geplant.

Nach 2,3 Mio. Euro Umsatz in diesem Jahr plant das Unternehmen Wachstumsraten von rund 60 % pro Jahr bis 2005. Dann soll eine EBIT-Marge von über 30 % erreicht werden. Für die Forschung sind in fünf Jahren 48 % des Umsatzes vorgesehen. 2003 rechnet der Vorstand mit dem Break Even. Bisher wurden in zwei Finanzierungsrunden insgesamt rund 7,7 Mio. Euro eingesammelt. Neben dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Günther Heinrich sind 3i, DEWB, Bayern Kapital und das mit EPIDAUROS kooperierende klinische Forschungsinstitut Parexel International Corp. beteiligt.

Weniger Nebenwirkungen bei Medikamenten, kürzere Entwicklungszeiten und die Reaktivierung von in Testphase III gescheiterten Wirkstoffen bergen viel Phantasie für EPIDAUROS. Eine funktionierende Technologie und zahlreiche Quellen für Blutproben von verschiedenen Patientengruppen schaffen die Voraussetzung, in diesem entstehenden Markt trotz zahlreicher Konkurrenz eine gewichtige Rolle spielen zu können. In der Kombination der drei Geschäftsfelder sieht GoingPublic derzeit sogar ein Alleinstellungsmerkmal. Und „EPIDAUROS plant, im Frühjahr 2001 an die Börse zu gehen“, so CEO Heinrich in der GoingPublic-Sonderausgabe Biotechnologie 2000. Neben den hohen Chancen sollte die Bewertung dann auch das Risiko der noch nicht erteilten Patente und der Chipentwicklung berücksichtigen.

Quelle: GoingPublic Magazin 1/01, S. 24. Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentägich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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