Ab da ging es Schlag auf Schlag. Ohne lange inne zu halten, kletterte der Index unaufhörlich nach oben. Schnell waren die Marken von 4.000, 5.000 und auch 6.000 Punkten überwunden. Am 25. Februar 2000 endlich wurde das Realität, was überall schon vorausgesagt worden war: Der NEMAX All-Share überholte bei einem Schlußstand von 7.773,55 den DAX (7.738,68) in absoluten Punkten. Allein die unerwartete Geschwindigkeit, in der dieses noch halbwegs fern geglaubte Ziel erreicht wurde, verblüffte viele.

Nun, da auch die 8.000 Punkte Marke überwunden ist, stellt sich die Frage nach der Kontinuität des Aufschwungs. Ist es realistisch, einen weiteren Anstieg des Neuer Markt-Indexes auf vielleicht sogar 10.000 Punkte zu erwarten?

„Sind alle Pessimisten zu Optimisten geworden, dann bricht der Markt zusammen“, stellte Börsenguru André Kostolany einmal in einem seiner vielen Bücher fest. Unter diesem Aspekt scheint der Trend gesichert, denn immer neue Analysten warnen vor einem bevorstehenden Crash. Auch die Charttechnik sieht erst bei einer Unterschreitung der Marke von 6.800 Punkten einen Bruch des noch intakten Aufwärtstrends.

Die mahnenden Stimmen aber bringen einleuchtende Argumente für ihre Skepsis: Das mittlerweile fast schon irrational hohe Durchschnitts-KGV am Neuen Markt basierend auf den Gewinnschätzungen des laufenden Jahres, das bei etwa 115 liegt, deutet auf eine Überbewertung des Marktes hin. Das vergleichbare KGV der Nasdaq liegt nur etwa halb so hoch, bei rund 64. Die überbordende Euphorie bei der Zeichnung von Neuemissionen dürfte ebenfalls als Zeichen einer starken Überhitzung des Marktes gesehen werden. Nach Analysen von GoingPublic könnte außerdem die Flut der in nächster Zeit anstehenden Neuemissionen die Performance des Gesamtmarktes unter Druck bringen, denn gerade „Mega-Emissionen“ wie die von Infineon, oder T-Online ziehen viel Liquidität aus dem übrigen Markt.

Trotz allem sollte nicht vergessen werden, daß gerade solch große Emissionen als Medien-Ereignis gefeiert werden. Jeder spricht derzeit von Infineon und wie leicht man doch an der Börse Geld „verdienen“ kann. Die Aktienanlage als Alternative zu Omas Sparstrumpf wird stetig populärer. Gepaart mit einer neuen Dynamik des wirtschaftlichen Aufschwungs in Deutschland sollte dies allein schon Garant für einen zumindest mittelfristig anhaltenden Aufwärtstrend sein.

Auch wenn ein reinigendes Gewitter erfolgen sollte, so dürfte dieser Prozeß nur helfen, die Spreu vom Weizen zu trennen. „Selektiv kaufen und halten“, dürfte eine gute Handlungsanweisung sein. Ein panikartiger Verkauf aller vorhandenen Positionen aber ist mit Sicherheit die schlechteste aller möglichen Alternativen.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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