Die Geschwindigkeit und das Volumen globaler Finanztransaktionen hat im letzten Jahrzehnt drastisch zugenommen. Das Internet und andere neue Kommunikationsmittel wirken als Katalysator für diese Bewegung, die, wenn man Wissenschaftlern glaubt, gerade erst begonnen hat. Was man in der letzten Woche bezüglich der Übernahmeschlacht um Mannesmann in Deutschland gehört hat, wirkt vor dem Hintergrund einer globalen Wirtschaft jedoch mehr als kleinkariert. Schließlich gehört Mannesmann nicht den Deutschen, sondern den Mannesmann-Aktionären.

Gehört Mannesmann dem Kanzler? Abgesehen von der Möglichkeit, daß Schröder ein paar Anteilscheine an Mannesmann halten könnte, ist die Antwort nein. Peinlich und unangebracht waren deshalb die Aussagen, die Schröder zum feindlichen Übernahmeangebot von Vodafone für Mannesmann machte. Schröder sagte, er akzeptiere Übernahmen deutscher Firmen durch ausländische Konkurrenz, könne aber bestimmte Methoden, die dabei angewandt werden, nicht gutheißen. Die britische Presse reagierte prompt auf diese ungeschickte Äußerung des SPD-Parteivorsitzenden. Die ‚Times’ betitelte den deutschen Kanzler gar als ‚fremdenfeindlich’. Wenn diese Wortwahl auch mehr als unglücklich ist, so steckt doch ein Funken Wahrheit in der Aussage. Haben nicht deutsche Unternehmen Rover, Rolls-Royce oder auch One-2-One und Orange (Mannesmann selbst!) gekauft? Mannesmann-Vorstand Esser war seinerseits mehr als unglücklich über die nationalen Töne, die einige Verteidiger seines Unternehmens angeschlagen hatten. Wolfgang Clement, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, sagte der Presse, nur eine friedliche Übernahme fände seine Zustimmung und sagte außerdem, man dürfe Mannesmann-Düsseldorf nicht zu einer Zweigstelle eines anderen Konzerns degradieren. Es wird Zeit, daß diese Herren in der Wirklichkeit ankommen.

Wem aber gehört Mannesmann? Mannesmann gehört den Aktionären und die sitzen zu etwa 60 % im Ausland. Das erste Übernahmeangebot von Vodafone belief sich auf ca. 203 Euro pro Mannesmann-Anteilsschein, das zweite, erhöhte Angebot beläuft sich auf ca. 240 Euro. So lange die Aktionäre der Meinung sind, daß ihr Kapital bei Vodafone (+ Mannesmann) besser aufgehoben wäre, sollen sie diesem Angebot zustimmen. Vodafone-CEO Gent wurde in der britischen Presse mit den Worten zitiert: „Das ist das beste Angebot, das sie [die Aktionäre] bekommen werden und wir sind bereit, uns damit direkt an die Aktionäre zu richten.“ Die werden in den nächsten Wochen wohl auch von anderen Unternehmen umworben werden. Die amerikanischen Giganten SBC Telecommunications und MCI Worldcom beobachten die Szene mit Argusaugen und auch British Telecom ist noch immer an Mannesmann interessiert. Die beiden US-Telefonriesen könnten sich am Ende sogar Vodafone einverleiben, falls deren Aktien nach einem gescheiterten Übernahmeversuch an Wert verlieren sollten. Es bleibt also spannend.

Wie der britische ‚Observer’ gestern berichtete, bastelt Mannesmann selbst eifrig an einer Fusion mit dem französischen Telekommunikationsmulti Vivendi, um sich endgültig aus der Vodafone-Schlinge zu befreien. Was letztendlich aus Mannesmann wird, sollten die Aktionäre entscheiden. Auf Ratschläge von Gerhard Schröder bezüglich der Erfolgsaussichten einer feindlichen Übernahme können sie dabei aber gut und gerne verzichten!

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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