Nachdem seit dem Herbst 2000 keine aufstrebende High-Tech-Company mehr die klare Bergluft der Schweizer Börse erblickte, werden nun ab sofort alle Marketing- und Kommunikationsaktivitäten des SWX New Market beendet – und folglich das Ende des Segments eingeläutet. Die 15 Aktiengattungen, darunter fünf außerschweizerische Adressen, sollen wohl in andere, passende Börsenabteilungen überführt werden, die bei dieser Gelegenheit grundlegend überarbeitet würden.

An einem zählebigen, blinddarmähnlichen (weil entzündungsanfälligen) Anhängsel der Börse, an dem niemand Freude hat, sondern nur schmerzhafte Erinnerungen an den vergangenen Hype hegt, kann kein funktionierender Kapitalmarkt ein Interesse haben. Spontan drängt sich die Frage auf, ob denn an den Neuen Märkten der Niederlande, Belgiens, Spaniens und Italiens genügend Handel stattfindet, um den Segmenten ihre Existenzberechtigung zu verleihen. Auch für das deutsche Vorbild… nun, sagen wir lieber: Für den deutschen Vorreiter muß die Frage erlaubt sein, ob tiefgreifende Konsequenzen angezeigt sind. Gewiß wäre börsenseitig einiges zu tun, aber ganz abschaffen mag man den großen, fröhlichen Tummelplatz der Jungunternehmen sicher nicht.

Was bleibt daraus zu lernen? Die Börse könnte statt abzuhakender Hard Facts im Rahmen ihres Zulassungsverfahrens ein paar andere Aspekte abprüfen, wie z.B. die Einhaltung moderner Corporate Governance-Grundsätze, die rechtzeitige Veröffentlichung kompletter und korrekter Prospektunterlagen (Stichwort: "IPO-Norm") oder das Vorstrafenregister der Initiatoren und Organmitglieder. Vielleicht ist die derzeitige IPO-Eiszeit der richtige Moment, die Eintrittsbarrieren und Regelwerke zu überarbeiten – wie es unsere Freunde in der Schweiz ebenfalls tun. Könnte es auch ein Zeichen von Entmutigung sein, daß man zwischen Genf und St. Margarethen glaubt, es werde nie mehr etwas im High Tech-Bereich laufen? Kaufsignal! Der Tiefpunkt der Depression kann also nicht fern sein.

Auch Börsensegmente haben eine kritische Masse. Die Schweizer Techno-Börse kam auf immerhin 2,23 Mrd. Franken oder gut 100 Mio. Euro pro Unternehmen. Hoppla, wer am Neuen Markt kann sich noch eines Börsenwertes in dieser Höhe rühmen? Börsensegmente können sich auch als imagebelastend herausstellen. Letzteres wird kaum ein Neuer Markt-Unternehmensvorstand, der mit seinem Aktienkurs unzufrieden ist, in Abrede stellen. Und wer ist schon mit seinem Kurs zufrieden? So salutieren wir voll Respekt und Mitgefühl, während über Zürich die Alphörner zum letzten Zapfenstreich für den SWX New Market blasen.

Die GoingPublic erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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