Bertolt Brecht bemerkte einst süffisant, daß es vom moralischen Standpunkt aus keinerlei Unterschied mache, ob man eine Bank eröffnet oder überfällt. Auch heute hat sich das Image zumindest der Deutschen Bank nicht wesentlich verbessert. Die vollmundige Ankündigung nach Gutsherrenart zeigt vor allem eines: Die Lenker in der Chefetage der Deutschen Bank sind der real existierenden sozialen Marktwirtschaft weithin entrückt.

Das wird auf die Geschäfte zurückfallen. Man kann sich die Wut und Enttäuschung der Mitarbeiter vorstellen: Geacker (mann) t, bis das Rekordergebnis eingefahren war, und als Belohnung die Drohung mit der Arbeitslosigkeit. Ein geflügelter Satz von Unternehmensberatern lautet, daß bei Firmen, deren Mitarbeiter resignieren, auch die Kundschaft bald die Lust verliert. Von daher erinnert die Situation stark an jene, wie sie Thomas Mann in seinem Jahrhundertwerk Buddenbrooks beschreibt: Genau in jenem Moment, in dem sich der Konsul auf dem Höhepunkt der Macht und des Einflusses wähnte, hatte der Abstieg seines Unternehmens bereits begonnen. Wer im Jahre 2005 in Verkennung der gesellschaftlichen Gegebenheiten meint, so mächtig und einflußreich zu sein, mal eben 6.000 Lebensläufe zur Disposition zu stellen, ist als Unternehmen definitiv auf dem Weg nach unten.

Eine Eigenkapitalrendite von 25 % nach Steuern anzupeilen, wie von Vorstandssprecher Josef Ackermann formuliert, hat in seiner Begehrlichkeit etwas Unanständiges. Zumal dies auch eher anspruchsvolle Investoren bei einer Universalbank nicht wirklich verlangen. Nein, hier scheinen andere Gründe eine Rolle zu spielen. Schließlich spielt die Deutsche Bank international weiterhin in den Abstiegsrängen der zweiten Liga.

Die plumpe, aus der Position der vermeintlichen Stärke heraus gemachte Ankündigung wird zu erheblichen Reibungsverlusten innerhalb des Unternehmens führen. So geht man einfach nicht mit Menschen um. Und überhaupt: Hat das Management bislang geschlafen, wenn 6.000 Leute plötzlich entbehrlich sind? Oder ist mindere Beratungsqualität zu erwarten? Wie auch immer: Das derzeitige Haut-den-Ackermann-Spiel in der Öffentlichkeit hat durchaus seine Berechtigung. Kurzfristig mag die Aktie der Deutschen Bank noch ein wenig laufen, aber schon mittelfristig sind große Zweifel angebracht. Das Geld kann man ja im Bankensektor lassen: Anteilsscheine an Genossenschaftsbanken werfen bei gut gemanagten Unternehmen bis zu 7 % ab.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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