Abgesehen davon, daß die langfristigen Zinsen in den USA, abzulesen an den 10jährigen Staatsanleihen, die einen rekordverdächtigen Sprung von 3,1 % auf nunmehr 4,3 % hingelegt haben (also prozentual fast 40 % Renditeanstieg), bereits kräftig am Klettern sind, ist es undenkbar, daß die mit den neuerlichen Notenbankmaßnahmen eingeleiteten Geldflutungen ohne schwerwiegende Auswirkungen bleiben könnten. Solch ein Beispiel wäre nicht nur ohne historischen Vergleich, sondern dem gesunden Menschenverstand auch nicht mehr vermittelbar.

Sowohl die US-Autoindustrie wie auch der Hausbaumarkt haben sich ihren Boom aus ihrer eigenen Zukunft entliehen. Gesetzt den Fall, die aktuell abnorme Konsumneigung – in Relation zum wirtschaftlichen Zustand – ließe sich noch ein Weilchen aufrecht erhalten, käme die Frage auf, was danach folgt.

Natürlich gäbe es noch Lösungsansätze. Anstatt durch Steuergeschenke an ohnehin Wohlhabende wäre wohl zuallererst eine durchgreifende Reform des Pentagon-Kriegsapparats angesagt. Die USA könnten ihr aufgeblähtes 400 Mrd. US-$-Militärbudget auf die Hälfte stutzen und würden vor Kraft strotzend immer noch nicht laufen können. Die Milliarden, die in den Ronald Reagan Memorial Space Shield (vormals SDI, und es hat schon damals nicht funktioniert) und in den Bau neuer High-Tech-Jagd-U-Boote-Geschwader, deren Gegner allerdings erst noch er- und dann gefunden werden müssen, gepumpt werden, wären in der Wirtschaft sicher um einiges besser aufgehoben: Bildung und Infrastruktur sind nur die drängendsten Punkte, die in den US-Bundesstaaten derzeit den Bach runtergehen. Kalifornien ist de facto pleite.

Ein Crash an den US-Märkten ist vor allem deshalb bislang ausgeblieben (und er wird es wohl sogar bleiben), weil die Asiaten, die über ihren Handelsbilanzüberschuß gegenüber den USA, ihre Export-Dollars genauso wie die Petro-Dollars nirgendwo anders investieren können als in US-Staatsanleihen, Unternehmensanleihen und eben am US-Aktienmarkt. Es war sicher kein Zufall, daß just in den Jahren, in denen die USA einen positiven Finanzhaushalt hatten (1999/2000) die US-Aktienmärkte in neue Sphären abhoben – da die Alternativen für die Export-Dollars fehlten, nachdem auch noch die 30jährigen Staatspapiere abgeschafft worden waren, da die Regierung von einer Zukunft ohne Kreditaufnahme träumte. Wie man sich täuschen kann.

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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