Die Theorie ist recht eingängig: Zieht die Konjunktur an, nutzen Unternehmen zunächst verstärkt die Möglichkeit der Zeitarbeit, weil sie die Fixkosten von Festanstellungen fürchten. Aus den Arbeitsmarktdaten für 2005 und 2006 geht eindeutig hervor, dass die Nachfrage nach Zeitarbeitskräften geradezu explodierte. In anderen Ländern war die Steigerungs-Situation ähnlich, wenn auch zum Teil nicht ganz so ausgeprägt wie hierzulande. In Deutschland war der Basiseffekt besonders augenfällig, da im internationalen Vergleich Leiharbeit unterdurchschnittlich verbreitet ist. In Zahlen: Waren Ende 2004 noch 389.000 Menschen bei den damals 15.400 lizensierten Zeitarbeitsfirmen beschäftigt, waren es Ende 2006 schon 631.000 bei 18.900 Unternehmen.

Gerade bei den großen, renommierten Verleihern, die auch besser qualifizierte Arbeitnehmer unter Vertrag haben, brummte das Geschäft. Entsprechend steil zogen die Kurse an. Doch seit dem Sommer deutet die Richtung nach Süden. Adecco fielen von 59 auf 37 Euro, Manpower von 97 auf 59, Randstad von 63 auf 28 und Amadeus FiRe von 25 auf 15. Und es ist charttechnisch keine Bodenbildung auszumachen.

Die Verkaufswelle bedeutet nichts weiter, als dass der Markt seit einigen Wochen davon ausgeht, dass die besten Leiharbeitsgeschäfte hinter den Unternehmen liegen. Das muss nicht zwangsläufig heißen, dass die Konjunktur stark erlahmt, vielmehr haben die Unternehmen mittlerweile doch die personellen Kapazitäten ausgebaut. Auf alle Fälle ist aber das starke Wachstum vorbei. Und das ist allemal ein deutliches Warnsignal.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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