Und weil bei Google natürlich nichts so sein darf wie bei früheren Börsengängen bekannter Internet-Unternehmen (schließlich muß man ja seine Einzigartigkeit unter Beweis stellen), schon gar nicht wie bei Yahoo, soll eine breit angelegte Onlineversteigerung der Aktien ein echtes Novum bringen.

Google ist profitabel, macht immerhin Gewinne, und das, obwohl das Unternehmen auch erst gerade mal fünf Jahre alt ist. Bei einem Umsatz von 0,5 Mrd. US-$ verdient Google Schätzungen zufolge vielleicht 150 Mio. US-$. Konkurrent Yahoo (mit 3.600 Mitarbeitern) ist derzeit obskure 26 Mrd. US-$ wert, also etwa 7 Mio. US-$ pro Mitarbeiter. Ein jedes Unternehmen wäre stolz auf derart wichtige Angestellte.

Nun ist Yahoo schon 26 Mrd. US-$ wert, da kann und wird Google kaum zurückstehen wollen. Eine Investmentbankerin schätzte den „Wert“ auf 15 bis 25 Mrd. US-$. Nehmen wir die untere Spanne: Das ergibt ein lächerliches Kurs-Umsatz-Verhältnis von gerade mal 30 oder ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 100. Sollte die Börse bis zum Frühjahr (dem avisierten Börsentermin) weiterklettern im bisherigen Ausmaße, müßte man dieses Sonderangebot sicherlich noch mal nach oben revidieren, zumal man für Yahoo dann schließlich auch schon möglicherweise 40 Mrd. US-$ wird hinblättern müssen, also in etwa den aktuellen Gegenwert von DaimlerChrysler mit seinen 375.000 Mitarbeitern (=0,1 Mio. US-$ pro Mitarbeiter).

Die beabsichtigte Online-Auktion trägt der Stimmung der Zeit gebührend Rechnung, und die lautet: Derzeit gibt es gar nicht mehr genügend Internet-Unternehmen, die die Krise der letzten Jahre überlebt haben und in die man deshalb investieren könnte. Deshalb werden Yahoo mit 26 Mrd., Amazon mit 22 Mrd. und Ebay mit 35 Mrd. US-$ bewertet, was zusammengerechnet in etwa dem Wert sämtlicher weltweit existierender Edelmetallminen entspricht.

Da wäre es schön, wenn Google zu Hilfe käme und einen Teil der vagabundierenden Überschußliquidität auf sich ziehen könnte, allein schon, um den Irrsinn gerechter zu verteilen. Im Rahmen einer Online-Auktion können Investoren so auch locker auf einen Wert von 50 Mrd. US-$ hochbieten. Das wäre sogar ausdrücklich wünschenswert, weil nach nur sechs Monaten Hausse an den Börsen ehemals gelernt scheinende Lektionen wieder aufgefrischt werden müssen. Die Köpfe der Internet-hysterischen Börsenfans werden selbst bei den neuen Bewertungsniveaus von der Idee eines Google-IPOs vollständig ausgefüllt werden – schließlich scheint da wenig zu sein, was ihnen den Platz streitig machen könnte.

Die GoingPublic erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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