Gehupft wie zurückgetreten – dafür gibt es mittlerweile jede Menge Beispiele. Schon könnte man auf den Gedanken kommen, auf den nächsten Rücktritt zu spekulieren. Was macht die Volkswagen-Aktie, wenn wahlweise Ferdinand Piech oder Vorstand Bernd Pischetsrieder oder gar beide simultan aus der Verantwortung scheiden? Gelingt der Börsengang der Bahn nur ohne Hartmut Mehdorn? Und: Klettert der Deutsche Bank-Kurs schnell in dreistellige Dimensionen, wenn Josef Ackermann ginge? Fragen über Fragen.

Hier öffnet sich eine veritable Marktlücke für einschlägige Anbieter. Wetten, welcher Fußball-Trainer als nächstes gefeuert wird, stehen hoch im Kurs. Bestimmt würde die Parkett-Schickeria es goutieren, könnte man auf den nächsten geschaßten Aufsichtsratschef oder Vorstandsvorsitzenden ein Sümmchen setzen. Vielleicht auch als Dreier-Wette, weil das kennt man ja vom Galoppsport: Wer den richtigen Namen weiß und obendrein noch das Kursplus und die Abfindungssumme richtig voraussagt, erhält den Jackpot. Die jeweiligen Quoten wären hochinteressant.

Die Kurshupfer belegen nebenbei: Ganz offenbar werden an der Spitze mancher Unternehmen personelle Konsequenzen zu lange vertagt. Die Vorbehalte gegenüber Schrempp und Seifert zum Beispiel – beide hatten sich in ihre Strategien verrannt und mit hinreichenden Starrsinn an ihnen festgehalten – wurden ja über lange Zeiträume geäußert. Ein Grund liegt sicherlich darin, daß seitherige Vorstandschefs nur zu gerne vor ihrem Abgang in den Aufsichtsrat das Feld bestellen – da fällt es hinterher schwer, den eigenen Zögling zu schassen.

Fällt der Kurs bei Ausscheiden eines wichtigen Managers oder Aufsichtsrates, darf das als gutes Zeugnis gelten. Der Umkehrschluß gilt in voller Konsequenz. Rechtzeitig zurückzutreten ist also auch eine Kunst, dem Unternehmen einen letzten Dienst zu erweisen.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin