Wer an die Zukunft der mobilen Kommunikation glaubte, der konnte in den letzen Jahren mit Werten wie Nokia, Motorola oder Ericsson satte Renditen erwirtschaften. Ob sich das in Zukunft allerdings wiederholt, scheint fraglich.
Das „mobil-telephonische“ Epizentrum Skandinavien sorgte in der Finanzwelt jüngst für Euphorie und Depression zugleich. Nokia, der finnische Telekommunikations-Ausrüster, löste am vergangenen Donnerstag mit seinen aktuellen Quartalszahlen Freude am Parkett aus. Nach all den Enttäuschungen in der letzten Zeit war der Bericht von einem bisher ausgezeichneten Geschäftsverlauf Balsam für jede leidgeprüfte Händler-Seele. Die Finnen wachsen stark, und das obwohl sich die Handy-Dichte in den für Nokia wichtigsten Märkte Japan und Europa ihrer Sättigungsgrenze von 60 % nähert. Kaum zu glauben, aber war.
Die Zeiten explosionsartigen Wachstums sind zwar vorbei, aber Nokia hat es geschafft, sich durch intelligentes Management und hohe Innovationskraft als Marktführer zu etablieren. Was nun passiert ist klar: Der Primus wächst auf Kosten seiner Wettbewerber. Nach unter 27 % im letzen Jahr, wird der aktuelle Marktanteil von Nokia auf 33 % geschätzt. Tendenz steigend.
Das Nachsehen haben die anderen. So zum Beispiel Ericsson, deren Marktanteil auf 17 % zurückging. Am Freitag berichtete das schwedische Unternehmen zwar von unerwartet erfolgreichen neun Monaten. Gleichzeitig war man wegen der schwachen Entwicklung im vierten Quartal für das Gesamtjahr weniger optimistisch. Nicht zuletzt die sinkenden Margen im Handy-Bereich zeugen vom härter gewordenen Wettbewerb. Allein steht Ericsson damit jedoch nicht. Auch Motorola und Philips mußten schon Analysten wie Anleger vor einer sinkenden Nachfrage im Handy-Bereich warnen.
Die Schweden sind von dieser Entwicklung allerdings nicht mehr vollkommen abhängig. Mit dem Netzwerk-Geschäft wurde ein lukratives zweites Standbein geschaffen, das mittlerweile rund 80 % zum Umsatz beiträgt. Dieser konnte im Vergleich zum Vorjahr in den ersten neuen Monaten des laufenden Jahres um 35 % auf 22,3 Mrd. DM ausgeweitet werden. Die operative Gewinnmarge von 6-7 % im Netzwerk-Bereich ist da ein wohltuender Kontrast zum Verlust beim Handy-Verkauf, der sich von Januar bis September operativ auf 480 Mio. DM ausweitete. Ein Abkehr vom defizitären Handy-Geschäft schließt Ericsson trotzdem aus.
Man sollte meinen, gerade das Netzwerkgeschäft stößt bei Investoren daher auf positive Resonanz. Ein Blick auf die Kursentwicklung läßt allerdings eher das Gegenteil vermuten – zumindest in der letzten Zeit, denn da wurde das MobilCom-Projekt bekannt. Für 1,6 Mrd. Euro soll Ericsson dessen deutsches UMTS-Netz installieren. An sich hervorragend: Unangenehm nur, daß Ericsson sich erstens verpflichtete, das Projekt zu 150 % vorzufinanzieren – fällig wird der Betrag erst nach Beendigung der ersten Ausbaustufe im Jahr 2003 – und zweitens die Kosten einer verzögerten Inbetriebnahme zu übernehmen. Da tröstet es wenig, daß MobilCom im Gegenzug zusicherte beim Start 0,9 Mio. UMTS-Endgeräte von Ericsson zu kaufen. Die Risiken, die durch einen so hohen Lieferantenkredit entstehen, sind immens. Für die Gewinnaussichten der Schweden bedeutet dieser Kredit daher nichts Gutes.
Obwohl Ericsson mit der Netzwerk-Sparte die Weichen für eine auch zukünftig erfolgreiche Geschäftsentwicklung gestellt hat, sind die momentanen Risiken nicht von der Hand zu weisen. Noch viel mehr als das belasten aber die Probleme im Bereich der mobilen Endgeräte die weiteren Geschäftsaussichten. Wer auf Nummer sicher gehen will, der wartet ab. Erst wenn sich der Turnaround im Handy-Bereich andeutet und der MobilCom-Auftrag problemlos über die Bühne geht, kann Ericsson wieder zum interessanten Investment werden.
Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.