Auf der Jagd nach der Wahrheit und einem Berg Geld hat Kerkorian allerdings vergessen, daß er selbst alles andere als eine weiße Weste hat.

Seit acht Monaten läßt Kirk Kerkorian nun schon seine Anwälte ermitteln, Dokumente wälzen und eine Kleinstadt von Zeugen befragen. Kerkorian ist auf der Jagd, auf der Jagd nach den unerschütterlichen Beweisen für seine Überzeugung, daß Jürgen Schrempp ihn als ehemaligen Großaktionär von Chrysler um die wahrscheinlich üppige Übernahmeprämie gebracht habe. Sein Vorwurf: Schrempp wollte nie ein „Merger of equals“ von Daimler Benz und Chrysler. Was als solcher getarnt war, sollte nie etwas anderes sein als eine billige Übernahme des Konkurrenten Chrysler.

Kerkorian fühlt sich betrogen, weil er als Großaktionär an einer Übernahme statt einer Fusion ordentlich verdient hätte. Dafür soll Mr. Schrempp nun gerade stehen. Deshalb verlangt Kerkorian 8 Mrd. US-$ Schadenersatz für die vorenthaltene Übernahmeprämie.

Kerkorians Anwälte arbeiten hart für den Erfolg ihres Mandanten. Erst kürzlich förderten sie ein Dokument zu Tage, daß als hieb- und stichfester Beweis für Schrempps heimliche Absicht gelten sollte. Doch trotz all der Mühen, entschieden ist bisher nichts, noch nicht einmal, ob Kerkorians Klage gegen Schrempp vor dem Bundesgericht angenommen wird.

Als wäre das nicht genug, bekommt Kerkorians Darstellung der Dinge, er (der Gute) sei von Schrempp (dem Bösen) um seinen rechtmäßigen Anteil an der Beute gebracht worden, nun deutliche Risse. Auch Schrempps Anwälte haben tief gegraben und nun Hinweise zu Tage gebracht, die Kerkorian unter den Verdacht des Insiderhandels mit Chrysler-Aktien stellen. Der US-Investor soll vertrauliche Informationen aus seiner Position als Board-Mitglied von Chrysler zum gezielten Handel mit Chrysler-Aktien genutzt haben. Anfang Februar habe er Informationen bekommen, wonach sich die Finanzlage von Chrysler dramatisch verschlechtern werde. Kerkorians Investment-Gruppe Tracinda habe daraufhin über die folgenden Monate verteilt knapp 8 Mio. Chrysler-Aktien verkauft und Kerkorian so vor großen Kursverlusten bewahrt. Erschütternde Neuigkeiten? Wohl kaum. Gut und Böse sind schließlich auch nur im Märchen voneinander getrennt (und gegebenenfalls bei einigen anderen Possenstücken jenseits des Atlantiks).

Haben Sie Fragen oder Anregungen zu diesem Beitrag? Dann nutzen Sie das askGoingPublic-Board: Stellen Sie GoingPublic Ihre Fragen oder diskutieren Sie die Fragen anderer User!

Die GoingPublic Kolumne erscheint zweimal wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin