Schnell wurde sein Potential erkannt und die Anlegerschaft stürzte sich – gierig nach Wachstum – auf die wenigen vorhandenen Kandidaten. Es gab keine IPO-Flut, wie es im letzten Spätsommer der Fall war, und so wurde jeder Neuling mit offenen Armen auf dem noch jungen Parkett empfangen. Die Kurse schossen in bisher kaum für möglich gehaltene Höhen. Das Wichtigste, was ein erfolgreicher Anleger zu dieser Zeit brauchte, war Schnelligkeit. Damit ist weniger die Fähigkeit zu einer schnellen Analyse gemeint, sondern nur zu einer schnellen Entscheidung die da lautet: "Ich kaufe!" Das einzig Richtige war, investiert zu sein. In die großen Werte wie Mobilcom, Singulus oder Drillisch sowieso, aber auch ein Engagement in die kleineren Titel wie Mensch & Maschine wurde damals zum Erfolg.

Heute sieht es nicht mehr ganz so rosig aus am Markt der Zukunft. Die Auswahl wird immer größer. Aus den derzeit 201 am Neuen Markt notierten Werten denjenigen zu erwischen, der das größte Potential hat, ist nicht einfach – und ein Fehlinvestment kann fatale Folgen haben: Wer bis zuletzt auf eine Trendwende beim Online-Kunsthändler artnet.com gewartet hat, der sitzt jetzt vor einem großen Scherbenhaufen. Genauso verhält es sich bei DataDesign: Der Kurs ist nach einer nicht endenden Reihe von Gewinnwarnungen vollkommen weggebrochen.

Was also ist zu tun, um immer noch erfolgreich zu agieren? An der Qualität der Unternehmen selbst liegt es nicht. Es gibt sie noch, und es wird sie immer wieder geben – die High Potentials. Adva Optical ist das beste Beispiel dafür. Entscheidend ist nun vielmehr, die richtigen Werte auch zu finden. Blindes Vertrauen auf die Meinung selbst ernannter Gurus und Pseudo-Experten ist dabei sicherlich der schlechteste Weg, denn den Dummen für andere spielen, hat erst wenige glücklich gemacht.

Der beste Weg ist eine Analyse des ins Auge gefaßten Unternehmens. Natürlich kostet das Zeit und ein wenig Arbeit – aber ein Auto kaufen Sie auch nicht, ohne wenigstens zu wissen, welche Leistungsmerkmale der Motor besitzt. Das klassische, wenn auch nicht immer aussagefähige, Leistungsmerkmal eines Wertes ist wohl das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV). Da viele Neuer Markt-Unternehmen noch keinen Gewinn erwirtschaften, ist das Kurs-Umsatz-Verhältnis (KUV) wesentlich aussagekräftiger. Der Blick auf eine nicht zu enge Umsatzreihe kann ebenfalls schnell zeigen, ob das Unternehmen nur vom Basis-Effekt lebt oder ein beständiges Wachstum realisieren kann. Oft entscheidend sind auch die Soft-Facts eines Wertes, also die Qualität des Managements, die Marktposition (nur wirkliche Marktführer oder gut positionierte Nischenanbieter sind interessant), die Zukunftsfähigkeit der Technologie und natürlich auch der Umgang mit der Öffentlichkeit. Dabei ist ein Übermaß von nichtssagenden Informationen als genauso negativ zu werten wie gar kein Informationsfluß.

Es dauert seine Zeit, bis sich das wahre Gesicht eines Unternehmens zeigt. Beispielsweise können Sie mit den Analyse-Tools auf der neuen GoingPublic-Online Seite aber den Aufwand auf ein erträgliches Maß reduzieren, um eine fundierte Anlage-Entscheidung – auch ohne Hilfe sogenannter Experten – treffen zu können.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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