Nehmen wir zum einen Rohstoffe. Jeder Anleger weiß, daß Aktien von Fluggesellschaften empfindlich auf den Ölpreis reagieren. Höhere Ölpreise bedeuten höhere Kerosinpreise. Die erhöhten Kosten der Airlines können nicht ohne weiteres an den Kunden weitergeben werden, ohne die Nachfrage zu dämpfen. Entweder schrumpfen also die Margen der Unternehmen oder die Umsätze (oder beides). Umgekehrt gilt natürlich auch, daß wenn die OPEC ihre Förderquoten signifikant erhöht, Fluggesellschaften davon profitieren. Ein weiteres Beispiel: Als Russland vor etwa zwei Monaten die Palladiumexportquote erhöhte, stiegen Ford Aktien. Weshalb? Eine höhere Exportquote von Palladium senkt den Preis des wertvollen Edelmetalls. Palladium wird zur Herstellung von Katalysatoren verwendet. Billigeres Palladium bedeutet geringere Herstellungskosten von (bzw. Einkaufspreise für) Ford und führt somit zumindest kurzfristig zu einer Margenverbesserung.

Auch Naturkatastrophen werden ab und an für Aktienbewegungen verantwortlich gemacht. Ein Erdbeben in Malaysia wird z.B. Elektronikhersteller, die dort produzieren, treffen. Wenn in Amerika ein Hurrikane tobt, macht sich so mancher Händler sorgen um die Aktien der Rückversicherer etc. pp.

Ein weiteres Beispiel sind Sportnachrichten. Als Michael Jordon zurücktrat, fiel der Kurs der Nike-Aktie. Zugegeben, das war einfach. Es gibt allerdings noch aufregendere Zusammenhänge. Jeff Gordon, ein Star unter den NASCAR Rennfahrern, war der absolute Favorit im Millwaukee Rennen. Als er schließlich einen Unfall hatte, fiel die Aktie eines Chemieriesens. Warum? Er saß im Dupont Rainbow Car. Einige Investoren nahmen diesen Crash zum Anlaß, sich von der DuPont-Aktie zu verabschieden.

Daß auch das Schicksal von Politikern über Wohl und Wehe der Finanzmärkte entscheiden kann (zumindest für einen Tag), das wissen wir spätestens seit Oskars Rücktritt. Doch auch in Amerika gab es unlängst ein besonders haariges Beispiel aus diesem Bereich. Als Rudolph Giuliani, der in New York gegen Hillary Clinton antritt, bekannt gab, er habe ein Krebsleiden und wisse noch nicht, ob er zur Bürgermeisterwahl wieder zur Verfügung stehe, stiegen New York Bonds. Der Grund? Der geschwächte Giuliani läßt den Sieg von Frau Clinton wahrscheinlicher werden. Diese wiederum vertritt eine straffere Haushaltspolitik. Deshalb wurden Bonds, die von der Stadt New York ausgegeben wurden, wesentlich attraktiver.

Für Händler ist es entscheidend, daß sie die Schlußfolgerungen des Marktes verstehen und nach- bzw. vorvollziehen können. Für den Privatanleger, der sich nicht um Tagesschwankungen schert, sind solche Überlegungen allerdings weit weniger lebenswichtig.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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