Es ist noch gar nicht all zulange her, da wurden von den Unternehmen der ersten und zweiten Reihe massenweise Aktienrückkauf-Programme gestartet. Dabei hatten die Manager weniger die eigenen Aktien als Akquisitionswährung im Sinn, sondern vielmehr das Vorhaben, die Stücke einzuziehen und somit das Eigenkapital zu verringern. Daraus ergibt sich der nette Effekt – selbst bei gleichbleibenden Gewinnen – von höheren EK-Renditen, die gerne und oft als Ausweis exquisiter Management-Fähigkeiten bemüht wurden. Leider ist darüber offenbar in vielen Fällen die Sturmfestigkeit der Unternehmen verlustig gegangen.

Wie kann es sonst sein, dass so viele Unternehmen nach so vielen Boomjahren mit exorbitanten Gewinnsteigerungen so schnell mit heruntergelassenen Hosen dastehen und beim Deutschland-Fonds nach Stütze anstehen? Auch wenn wir es mit einer ausgesprochen gravierenden Wirtschaftskrise zu tun haben: Die ganz offensichtlich sehr unzureichende Kapitalausstattung vieler Unternehmen gibt Anlass zu Sorge. Dies um so mehr, als nun gerade jene Kaste, die zuvor ebenso laut wie zuweilen hochnäsig auf ordnungspolitische Prinzipien gepocht hat, um Hilfe nachsucht: Da muss es schon recht finster aussehen. In der Rückschau dürfte die eine oder andere Dividende doch etwas hoch gegriffen gewesen sein.

Landauf, landab lassen sich nun Unternehmen von ihren Aktionären die Möglichkeit von Kapitalerhöhungen einräumen. Dabei stand doch in vielen Geschäftsberichten vergangener Jahre, dass Kapital und Rücklagen sehr auskömmlich seien und in jedem Fall ausreichen, künftige Wachstumschancen zu nutzen. Oder so ähnlich. Eines macht der akute Kapitalbedarf der Unternehmen, der ohne Staatshilfe offenbar nicht zu decken ist, deutlich: Im nächsten Aufschwung sollte auf den ausreichenden Aufbau von Rücklagen geachtet werden. Und Regelungen, die die Herabsetzung des Kapitals sinnvoll moderieren, wären auch nicht übertrieben. Es darf sich nicht wiederholen, dass in guten Zeiten die Eitelkeiten der Manager und die Renditeerwartungen der Anleger auf das Umfassendste befriedigt werden, und in der Krise der Steuerzahler einspringen muss.

Stefan Preuß

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