Aktuell haben mehrere prominente Fondsmanager DaimlerChrysler-Chef Jürgen Schrempp am Wickel. Die Vision der Welt AG sei gescheitert, ein strategischer Neuanfang müsse auch mit einem personellen Wechsel dokumentiert werden, fordern sie. Ob Schrempp unter objektiven Gesichtspunkten einen guten Job gemacht hat oder nicht, muß hier nicht beantwortet werden.

Gut, ließe sich sagen, ein Fondsmanager ist sozusagen Aktionär, meistens Großaktionär, und von daher kann er mit allen einem Aktionär zustehenden Rechten das fordern, was er für das Unternehmen für richtig hält, dessen Anteile er besitzt. Doch so einfach liegen die Dinge nicht. Wenn Banken und Investmentgesellschaften, die ohnehin weitreichende Macht in die Unternehmen hinein besitzen, nun auch noch auf diesem öffentlichen Weg zusätzlichen Einfluß gewinnen, verschiebt sich das Kräfteverhältnis weiter, und dies nachhaltig.

Fondsmanager wollen vor allem eines: Performance des Unternehmens, um Kursgewinne zu erzielen und damit die eigene Bilanz zu verbessern. Es wird in Quartalen gedacht, vielleicht auch mal in Jahren, und Warren Buffett lassen wir hier mal außen vor. Dieses kurzfristige Hecheln nach Erfolg ist in den meisten Fällen nicht das, was das langfristige Gedeihen eines Unternehmens befördert. Bestes Beispiel ist die Porsche AG. Dort widersetzt man sich dem Kurzfristgedanken und hat auch Erfolg – oder gerade deshalb vielleicht?

Der Ausbau des Diktats der Fondsmanager würde weitere Risiken bergen. Noch gilt in der Bundesrepublik die soziale Marktwirtschaft. Und wer sich die Mühe macht, die Artikel des Grundgesetzes zu lesen, findet aufschlußreiche Passagen zum Beispiel über die Verpflichtungen, die sich aus Eigentum ergeben. Das ist nicht das, was an der Börse gilt und wessen die Fondsmanager per Kundenauftrag verpflichtet sind, nämlich Kapitalismus pur.

Für den Kurs von Siemens mag es bestens sein, wenn Tausende Arbeitsplätze ins Ausland verlagert werden. Aber ist es wirklich gut für das Unternehmen? Und wie nachhaltig ist der Schaden für Deutschland? Bislang gab es eine gewisse Balance zwischen den Interessen: Unternehmen müssen verdienen, möglichst gut sogar – aber nicht um jeden Preis. Forderungen von Fondsmanagern nach Rücktritten von Vorstandschefs, die nicht in ihrem Sinne funktionieren, aus welchem Grund auch immer, bedeuten letztlich, daß dieser Preis steigen und steigen soll.

Das kann nicht der beste Weg sein. Wenn ein Fondsmanager mit einem Unternehmen nicht zufrieden ist, soll er die Aktien verkaufen, aber nicht den Ober-Personalberater der Nation spielen. Der nächste Schritt dürfte dann wohl sein, auch gleich passende Nachfolger zu lancieren. Das ist unappetitlich und nährt einen Verdacht: Da hat sich wohl jemand ordentlich verspekuliert.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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