Die Finanzkrise erwischt die Realwirtschaft mit voller Wucht, die Rezession hat die USA und Europa offenkundig bereits erreicht. So sehr die Bemühungen, die Banken zu retten, um den finalen Domino Day zu verhindern, ihre Berechtigung haben: Wer denkt an den viel zitierten „kleinen Mann“ und dessen Belange? Nachdem das US-Repräsentantenhaus den großen Bail-out zunächst hatte durchfallen lassen, wurden einige Änderungen zugunsten der „Main Street“ eingeflochten, ohne die Belange der Wall Street zu schmälern. Doch einschlägige Bemühungen, in Übersee wie in Europa, sollten dringend verstärkt werden, um politische Instabilität zu vermeiden.

Warnungen gibt es nur sehr vereinzelt. Jacques Attali, Gründungspräsident der Osteuropabank, hatte indes schon vor Jahresfrist die Finanzkrise mit der Krise von 1929 verglichen. Beide Krisen seien nach ähnlichen Mechanismus abgelaufen: „Man hat zugelassen, dass sich die Leute auf fiktive Werte verschulden.“ Über die Kreditverknappung und die folgende Rezession würden am Ende aber alle Bürger betroffen. Attali sieht – wie 1929 – drei Hauptrisiken: Die Verbreitung von Verschwörungstheorien wie damals gegen die Juden, eine Kreditbereinigung über eine hohe Inflation  sowie „militärische Spannungen“, um die Bürger zu zwingen, mehr Sparpolitik und höhere Steuern hinzunehmen.

Die Gefahren sind ausgesprochen real, und die Politiker wären gut beraten, beizeiten die Interessen des kleinen Mann über mehr oder weniger schwammige Sicherheitszusagen für Erspartes hinaus zu wahren. Das heißt unter anderem, Hilfen für Banken nur unter extrem harten Bedingungen für die Kreditinstitute zu vergeben – und mit der Chance, daraus Kapital für die Steuerzahler zu schlagen. Und es heißt, nicht nur goldene Handschläge auszuschließen, um diese gepuderte Arroganz aus den Chefetagen zu verbannen. Vielmehr muss die Haftung von Managern sehr, sehr zeitnah neu definiert werden.

Stefan Preuß

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