Schon im letzten Jahr wagten wir aus Anlaß des Fünfjährigen einen kleinen Rückblick. Der Dow lag vor einem Jahr noch bei knapp 10k, und damit 53 % über dem Wert des 5. Dezember 1996, dem Tag der später Berühmtheit erlangten Greenspan-Warnung eines „irrationalen Überschwangs“.

Von daher kann man sagen, daß sich die Überbewertung der US-Börse etwas reduziert hat – leider haben sich die Unternehmensgewinne noch schneller aus dem Staub gemacht, so daß man sich darüber nicht wirklich freuen dürfte.

Bei einem Markt-KGV von 19 warnte der Notenbänker also. Nach einer Ad hoc-Reaktion der Märkte blickten die Börsen jedoch nie wieder zurück, na ja, bis Anfang 2000 eben, als sich der Dow seit der Warnung nochmals verdoppelt hatte. Greenspan unterließ es, dem Fingerzeig auch Tagen folgen zu lassen und machte sich später sogar zum Cheerleader der Märkte („New Economy“, „Soft-Landing“ etc.). Doch dies alles ist hinlänglich bekannt.

Im letzten Jahr orakelten wir an gleicher Stelle: „…wobei keineswegs sicher ist, daß mit dem laufenden Jahr [2001] schon das Tal der Reue durchschritten sein muß“. Wie wahr, wie wahr, lernen Anleger bekanntlich doch nur aus Erfahrungen, die sie auch selbst gemacht haben. Nur so ist zu erklären, daß dieselben Fehler historisch gesehen immer wieder auftauchen. Sie werden brav von Anlegergeneration zu Anlegergeneration weitergereicht. Irrationaler Überschwang ist nun mal kein Einmal-Ereignis.

Man darf wetten, daß in den nächsten Tagen diejenigen Schlauberger aus ihren Löchern krabbeln, die da behaupten, daß 2003 die Börsen auf jeden Fall steigen müssen, weil es noch nie vier Jahre in Folge mit Kursverlusten hagelte. Doch erinnern Sie sich noch an letztes Jahr? Ersetzen Sie „vier“ durch „drei“ und flechten Sie ein „fast“ ein.

Es war wohl Warren Buffet, der einmal scharfsinnig bemerkte, daß Aktien zuerst aus den richtigen Gründen steigen, später aus den falschen. Und sie fallen danach in der Regel aus den richtigen, möchte man hinzufügen.

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