Natürlich, man hätte an dieser Stelle auch über Anderes berichten können. Den möglichen Aufschwung zum Beispiel, die zu hohe oder zu niedrige Bewertung der Aktien, die neuen EU-Regeln zum Insiderhandel oder sonst etwas.

Michael Kölmel ist verhaftet worden wegen Fluchtgefahr. Am Starnberger See, letzten Montag. Er und sein Bruder Rainer hatten Großes vor – jetzt wie schon vor ein paar Jahren. Damals gründeten sie Kinowelt, brachten das Unternehmen an die Börse, wurden schnell zu gefeierten Stars und überboten am Ende sogar Kirch beim Kauf eines Hollywood-Filmpaketes. Das war das Aus, weil niemand die Filme haben wollte. Der Börsenkurs brach ein und Kinowelt endete in der Insolvenz.

“Ende der Vorstellung“, könnte man meinen, Brüder und Medien, das klappt nicht, EM.TV ist mahnendes Beispiel. Aber weit gefehlt. Im August erklärten die Kölmel-Brüder, sie wollten Kinowelt mit Hilfe zweier Banken zurückkaufen. Schon damals wurden Gerüchte laut, Kölmel habe vor der Insolvenz noch hohe Summen aus dem Unternehmen gezogen und so das Unternehmen zusätzlich geschwächt, was Kölmel selbst allerdings mit Stimmungsmache gegen ihn abtat.

Jetzt scheinen sich die Gerüchte zu bewahrheiten. Die Justiz nahm Ermittlungen auf und verhaftete Michael Kölmel wegen Fluchtgefahr. Es besteht nun der Verdacht der Untreue und der Insolvenzverschleppung. Gerade als man dachte, Kinowelt startet noch einmal durch, passiert so etwas. Das prekäre an der ganzen Sache. Zeitungsberichten zufolge waren es Kinowelt-Mitarbeiter selbst, die von den mutmaßlichen Machenschaften ihres Chefs berichtet und so den Stein ins Rollen gebracht hatten. Vor der Insolvenz sollen Zahlungen in Höhe von 25 Mio. Euro vom Mutterkonzern an die Tochter Sportwelt geflossen sein, die sich zu 90 % im Besitz der Brüder befand. Zusätzlich dazu gingen 2,3 Mio. Euro an eine Bauberatungsfirma, ebenfalls aus dem Umfeld eines Kölmel-Unternehmens.

Kinowelt dürfte damit fürs erste in der Versenkung verschwinden. Der schnelle Neuanfang rückt in weite Ferne. Aber vielleicht ist ja auch gar nichts dran an den ganzen Anschuldigungen, Kölmel kommt zurück und startet sofort den Neuanfang. Nein, stop. Das wird nicht geschehen. Wenn es etwas gibt, was der Neue Markt uns gelehrt hat, dann ist es Realitätssinn.

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Die GoingPublic Kolumne erscheint jeweils montags, mittwochs und freitags in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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