Schmidts Katze war lange Zeit gar nichts gegen die Performance von Immobilienaktien. Doch seit sechs Monaten kennen IVG, Gagfah, Patrizia, Colonia, TAG, Deutsche Wohnen und wie sie alle heißen, nur noch den Süden als Kursrichtung, und in weiten Teilen Europa sieht es nicht besser aus. Bei den deutschen Werten dürfte neben der Zinsentwicklung die absehbare Verbesserung der kommunalen Haushalte eine Rolle spielen: Druck und Neigung, kommunale Wohnungsbaugesellschaften oder zumindest Teile deren Bestandes zu verkaufen, haben derzeit rapide abgenommen. Das kostet Wachstumsaussichten.

Selbst der sehr umfangreiche Kauf von Aktien durch Organmitglieder hat zum Beispiel den Verfall des Gagfah-Kurses nicht aufhalten können. Mehr als 20 Mio. Euro an Directors’ Dealings wurden getätigt, allesamt Käufe – doch der Kurs rutschte weiter. Und dies, obwohl Statistiken ansonsten zeigen, dass Aktien mit starken Insider-Käufen deutlich besser als der Markt oder mindestens die Peer Group abschneiden.

Wie auch immer: Aktuell ist des geradezu klassisch intakten Abwärtstrends eingedenk kein Handlungsbedarf gegeben, noch fällt das Messer. Doch für die Zukunft könnte es eine zweite Chance für alle jene geben, die den ersten Kursexpress bei Immobilienaktien verpasst hatten. Ganz ähnlich der Erholung der Solartitel nach den Verlusten, nachdem der Preis für Rohöl zu Beginn des Jahres stark zurückgekommen war.

Über die Zinsentwicklung im Euroraum lässt es sich trefflich spekulieren. Doch an der Inkonsequenz deutscher Verteilungspolitiker muss man nicht wirklich zweifeln. Der aktuelle Aufschwung verhindert im Moment wirklich tiefgreifende, strukturelle Verbesserungen der Haushalte – der nächste kommunale Finanzkater wird daher besonders heftig ausfallen. Gewiss, eine abkühlende Konjunktur tangiert gerade im Büro- und Handelsflächenbereich Immobilienfirmen – letztlich gibt es aber kaum ein Geschäftsmodell, dass älter, erprobter und verlässlicher ist als das einer Immobiliengesellschaft. Mehr als in anderen Branchen ist also der Zeitpunkt des Einstiegs, der Kaufpreis, entscheidend.

Immobilienaktien sind im Moment zwar out, schon das reicht für die Aufnahme auf die Watchlist. Wenn sie schließlich mega-out sein werden, dürften Kaufkurse erreicht sein.

Stefan Preuß

Die GoingPublic Kolumne erscheint wöchentlich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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