Sommerflaute, das beinhaltet ein generelles Desinteresse an Aktien im allgemeinen und Neuemissionen im Besonderen. Wer es nicht bis ans Meer geschafft hat, der versucht die heißesten Sommertage möglichst ohne größere gesundheitliche Schäden vor dem Computer zu durchleben. Dabei aber auch noch gesteigertes Interesse für die Bewegungen am Aktienmarkt aufzubringen, scheint fast ausgeschlossen.

Wie schon gesagt, die sommerliche Kollektiv-Lethargie der Financial Comunity ist beileibe kein einzigartiges Phänomen, sondern symptomatisch für jeden Sommer – sei er verregnet wie er will. Anders als in den vergangenen Jahren bedeutet die diesjährige „Sommer-Baisse“ aber keine überfällige Abkühlung des im Frühsommer heißgelaufenen Aktienmarktes, sondern eine Verlängerung des Abwärtstrends insbesondere am Neuen Markt, der schon seit Beginn des Frühjahrs anhält. Durchhalten lautet also die Parole, denn das Tal der Tränen scheint noch nicht durchschritten. Ob der langersehnte Aufschwung des deutschen Technologiesegmentes zum Spätherbst einsetzt, wie es einige schon wieder zu wissen meinen, bleibt abzuwarten.

Auf diese unangenehmen Rahmenbedingungen muß sich aber nicht nur die Käuferseite, also institutionelle wie private Anleger, sondern auch die Verkäuferseite, also die Emissionskandidaten, einstellen. Emissionsbewertungen wie sie beispielsweise noch Lycos Europe halbwegs durchsetzen konnte (KUV auf Basis 2001: 60), wären momentan nur noch ein ungläubiges Kopfschütteln wert, kaufen würde so etwas wohl niemand mehr. Die Euphorie ist verflogen. Was nun herrscht, ist Skepsis, denn mittlerweile dürfte selbst die "day-tradende Oma" erkannt haben, das längst nicht jedes Unternehmen in der Lage ist, seine Planziele zu erreichen.

Schon allein der Sprung aufs Börsenparkett ist in letzter Zeit für einige Unternehmen zur unüberwindbaren Hürde geworden. Aktuellstes Beispiel ist der bereits im Vorfeld abgesagte Börsengang von Thyssen Krupp Steel, wegen dem zur Zeit schlechten Börsenumfeld für Stahlaktien. Der IT-Dienstleister 1Value.com machte vergangene Woche einen Rückzieher. Danach folgte Internet-Software Anbieter blaxxun – und das gegen ihren Willen. Der Konsortialführer DG Bank hatte abgepfiffen. Der zweite Rückzug dürfte einen nochmaligen Börsengang unmöglich machen. Das ist für blaxxun desaströs, dürfte aber für die Emittentenriege Signalwirkung haben. Um solche Ausfälle von vornherein zu vermeiden, wollen Emissionsbanken bei der Auswahl der Börsenkandidaten wie auch beim Abtasten des Marktes zukünftig noch mehr Sorgfalt walten lassen. Aus Sicht der Anleger ein nur zu begrüßender Entschluß, sind doch auf diese Weise folgenschwere Fehltritte bei der Aktienauswahl eher zu vermeiden.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

Autor/Autorin