Das mit der Krisenkommunikation ist ja eine eher heikle Angelegenheit. „Brutalst mögliche“ Aufklärung wird vielerorts angekündigt, dann aber doch lieber in der Wagenburg verharrt. Stets schwebt der Verdacht mit, es werde nur das zugegeben und kommuniziert, was ohnehin bekannt oder offensichtlich ist. Im Falle des Berichtigungsbedarfs im Zuge der Subprime-; Kreditkarten- und Verbraucherkreditausfälle liegen die Dinge offenbar ein wenig anders: Dieses Mal ist die offene Kommunikation keine Frage des Wollens, sondern des Könnens. Ahnen statt Wissen, Kommunikation im Ungefähren. Vieles deutet darauf hin, dass bei der Informationsgebung das Gleichnis von der Ketchup-Flasche zutreffen wird: Erst tröpfelt es, dann kommt alles auf einmal. Wann das der Fall sein wird, muss sich erst erweisen.

Bis es so weit ist, können die Kurse peu à peu verfallen – doch prinzipiell bleiben Finanztitel hoch interessant, egal ob es sich um Spartenunternehmen oder Universalbanken handelt. Dafür sprechen nicht nur die generelle Unverzichtbarkeit des Geschäftsmodells „Bank“ für Volkswirtschaften, sondern zwei weitere Effekte. Zunächst ist davon auszugehen, dass die Analysten die Institute beizeiten wieder hochstufen. Nicht zuletzt hängen ja die eigenen Bonuszahlungen oft am Aktienkurs. Motto: Ich stuf Dich hoch, Du stufst mich hoch.

Bleiben noch die vielen Short-Positionen. Klar, nach den ersten Meldungen über einschlägige Probleme wetteten sofort die ersten Marktteilnehmer auf fallende Kurse. Doch der Wendepunkt jeder Short-Spekulation ist unausweichlich – zum Beispiel, wenn eben der ganz große Batzen Ketchup aus der Flasche geploppt ist. Dann gilt wieder ein altes Motto: Buy on bad News.

Stefan Preuß

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