Neues Börsensegment Scale

Das neue Segment Scale ist dem Open Market (Freiverkehr) der DBAG zugeordnet und auf kleinere und mittlere Unternehmen und Wachstumswerte ausgerichtet. Im Vergleich zu dem Vorgänger Entry Standard ist das neue Segment deutlich stärker reguliert. Dort einbezogene Unternehmen müssen die Einbeziehungsvoraussetzungen für Scale erfüllen, insbesondere einen sog. Deutsche Börse Capital Market Partner einschalten und für von der DBAG in Auftrag gegebene Research Reports Informationen zur Verfügung stellen. Eine Einbeziehung in Scale geht mit einer gleichzeitigen Einbeziehung der Aktien im Basic Board des Open Market der FWB einher. Dieses Segment soll aber auch den vormaligen Entry Standard-Emittenten, die die verschärften Einbeziehungsvoraussetzungen des neuen Segments nicht erfüllen können oder wollen, die Möglichkeit geben, weiterhin in den Freiverkehr der FWB einbezogen zu bleiben.

Für Scale gelten besondere Einbeziehungsvoraussetzungen. Der Emittent muss ein öffentliches Angebot mit einem gültigen und gebilligten Wertpapierprospekt zusammen mit dem Einbeziehungsdokument einreichen. Er muss eine Historie von mindestens zwei Jahren sowie eine voraussichtliche Mindestmarktkapitalisierung von 30 Mio. EUR zum Zeitpunkt der Handelsaufnahme vorweisen. Der Streubesitz muss mindestens 20% betragen. Der Emittent muss weiterhin mindestens drei von fünf sog. Key Performance Indicators (KPIs) erfüllen (Mindestumsatz von 10 Mio. EUR, positiver Jahresüberschuss, positives Eigenkapital, Mitarbeiterzahl mind. 20 Personen, kumuliertes, eingesammeltes Eigenkapital vor dem Börsengang in Höhe von 5 Mio. EUR). Die Einbeziehungsvoraussetzungen für Anleihen sind weitgehend identisch mit denen für Aktien, mit Ausnahme anleihespezifischer Zusatzerfordernisse; das platzierte Volumen muss mindestens 20 Mio. EUR und der Nominalwert der einzelnen Teilschuldverschreibungen der Anleihe maximal 1.000 betragen EUR. Der Emittent muss ferner drei von sechs (anderen) KPIs erfüllen, die sich insbesondere auf seine Gewinn- und Verlustrechnung beziehen.

Fazit

Die Börsenlandschaft in Deutschland konzentriert und sortiert sich also teilweise neu. Im Bereich der DBAG bleibt abzuwarten, ob und wie sich zukünftig (noch) internationale Fusionen mit ausländischen Börsen ergeben. Abzuwarten bleibt aber auch, ob sich Scale als neues Segment für KMU etablieren wird, oder aber, ob ähnliche Segmente der kleineren Börsen zukünftig attraktiver werden. Verglichen mit dem Entry Standard ist das neue Segment kostenintensiver und hält mehr Verpflichtungen bereit. Es ist mehr investoren- als emittentenfreundlich. Das neue Segment ist zwar Teil des Freiverkehrs, orientiert sich jedoch stärker am Regulierten Markt. Unternehmen könnten zukünftig daran denken, ihre Wertpapiere an der FWB gleich im General Standard zu listen. Und selbst wer das nicht will, kann immer noch Freiverkehrssegmente kleinerer Börsen mit einfacherem Zugang nutzen (und dann z.B. eine weitere Einbeziehung in den Quotation Board des Open Markets der FWB und damit auch die Möglichkeit zum Xetra-mäßigen Handel angehen). Durch die neuen und strengeren Mindestanforderungen bei Scale soll wohl auch auf die negativen Erfahrungen der Vergangenheit, wie z.B. am Neuen Markt oder mit den sogenannten Mittelstandsanleihen, reagiert werden.

Der Artikel erschien zuerst im Special „Kapitalmarktrecht 2017“

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