Bildnachweis: Quelle: Faller Packaging/Roland Krieg I Die beiden Geschäftsführer von Faller Packaging: Dr. Michael Faller (li.), geschäftsführender Gesellschafter, und Dr. Daniel Keesman, Chief Executive Officer..

Teil 120 der Serie Hidden Champions: Unternehmen, die sich der Kapitalmarkt wünscht.

Faller Packaging ist als One-Stop-Shop für Sekundärverpackungen seit mehr als 30 Jahren auf die Pharma- und Healthcareindustrie spezialisiert.

Unternehmen feiert 2022 das 140-jährige Bestehen

August Faller gründete das Unternehmen 1882 in Waldkirch als Steindruckerei. Produziert wurden Papieretiketten, Briefbögen, Postkarten und Geschäftsdrucksachen. Das Geschäftsmodell trug mit Höhen und Tiefen über beide Weltkriege und viele weitere Krisen. 1953 begann die Produktion von Faltschachteln aus Papier sowie Etiketten und kurz darauf auch von Schokoladeneinschlägen. Nachdem die ersten Projekte mit Kunden aus dem Pharma- und Healthcarebereich erfolgreich verlaufen waren, entschied sich Faller ab 1990, die übrigen Geschäftszweige aufzugeben und sich ausschließlich auf diesen Zukunftsbereich zu konzentrieren.

Heute ist Faller Packaging auf maßgeschneiderte Komplettlösungen für pharmazeutische Sekundärpackmittel spezialisiert. Das Unternehmen entwickelt und produziert Faltschachteln, Packungsbeilagen, Etiketten und Kombiprodukte aus einer Hand – sowohl Standardprodukte als auch Sonderanfertigungen nach Kundenwunsch. Digitalisierte Prozesse sorgen dabei für Effizienz, eine nachhaltige Produktion und zuverlässig schnelle Lieferzeiten. Darüber hinaus bietet Faller individuelle Logistikdienstleistungen und Supply-Chain-Konzepte. Dieses auf Neudeutsch als „One-Stop-Shopping“ bekannte Angebot erfreut sich starker Nachfrage, weil es die Komplexität bei den Auftraggebern spürbar reduziert.

Internationalisierung bereits fortgeschritten

Neben seinem Hauptsitz im baden-württembergischen Waldkirch verfügt Faller Packaging über weitere Standorte in Binzen und Schopfheim sowie im dänischen Hvidovre, im polnischen Łódź und im ungarischen Debrecen. Die 2018 gegründete Tochtergesellschaft PackEx in Worms ist auf die Fertigung von Faltschachteln in Klein- und Kleinstmengen spezialisiert. Insgesamt beschäftigt die August Faller GmbH & Co. KG mehr als 1.300 Mitarbeiter, die deutliche Mehrheit davon in Deutschland.

Die Strategie geht auch in Coronazeiten auf. Ungeachtet der schwierigen Situation auf dem Rohstoffmarkt bilanziert das Unternehmen ein erfolgreiches Geschäftsjahr 2021. Steil ansteigende Nachfragen weltweit führten zu Lieferengpässen und zu großen Preissteigerungen bei Rohstoffen – doch der Spezialist für pharmazeutische Verpackungen erkannte die schwierige Situation als Chance und konnte im Geschäftsjahr 2021 seinen Umsatz sogar weiter steigern. „Trotz aller Widrigkeiten entwickelt sich der Pharma- und Healthcaremarkt weiterhin mit guten Zuwachsraten“, sagt Dr. Daniel Keesman, Chief Executive Officer von Faller Packaging. „Wie schon in den vergangenen Jahren setzte sich 2021 die weltweit steigende Nachfrage nach Biopharmazeutika – ob als Originalpräparate oder Biosimilars – fort. Zudem verstärkte sich der Trend zu nachhaltigen Verpackungslösungen.“

Darauf reagierte Faller mit flexiblen und nachhaltigen Verpackungskonzepten aus Papier und Kartonagen aus verantwortungsvoll betriebener Forstwirtschaft, der Entwicklung einfacherer Verpackungslösungen aus Monomaterialien und einer konsequent umgesetzten Recyclingfähigkeit von Faltschachteln, Etiketten und Packungsbeilagen. Zudem plant Faller Packaging, bis 2030 klimaneutral zu werden, und hat sich 2021 der Initiative „Zielgerade2030“ angeschlossen. Seit Jahren bereits publiziert Faller einen umfangreichen Umweltbericht, in dem die Fortschritte in diesem Bereich dokumentiert werden. Das entwickelt sich zu einem wachsenden Wettbewerbsvorteil, denn so können die häufig multinationalen Konzerne als Auftraggeber die Senkung ihres eigenen Carbon Footprint befördern und Governancerisiken minimieren, schließt die nachgewiesene ESG-Ausrichtung als Dienstleister doch denkbare Skandale aus, etwa wegen des Einsatzes zweifelhaften oder gar illegalen Holzes als Rohstoff.

Umweltausrichtung zahlt sich finanziell aus

Die konsequent auf Umweltschutz ausgelegte Strategie zahlte sich auch während der Pandemie aus: Faller Packaging konnte seinen Gesamtumsatz 2021 um 3,3% erneut auf nun 147,8 Mio. EUR steigern. „Der Umsatz an unseren deutschen Standorten ist leicht gestiegen“, erklärt Geschäftsführer Dr. Keesman zufrieden. „Unsere internationalen Niederlassungen in Dänemark, Polen und Ungarn können teils starke Umsatzzuwächse verzeichnen.“ Dr. Michael Faller, geschäftsführender Gesellschafter, ergänzt: „Sehr zufrieden sind wir auch mit unserer 2019 gestarteten Tochtergesellschaft PackEx, die auf die effiziente Faltschachtelfertigung in Klein- und Kleinstmengen spezialisiert ist.“ Trotz vieler Unwägbarkeiten bei der Budgetplanung investierte Faller 2021 kräftig in die Weiterentwicklung seiner Standorte. Insgesamt 7,8 Mio. EUR – das entspricht einer Investitionsquote von 5,3% – flossen hauptsächlich in den Ausbau der qualitativen und quantitativen Kapazitäten, vor allem in Automatisierung und Digitalisierung. Für 2022 plant das Unternehmen Investitionen in Höhe von 8,6 Mio. EUR. Aktuell größtes Projekt ist der Neubau am Stammsitz im südbadischen Waldkirch; der Bau soll 2024 starten.

Für Faller Packaging ist das Wohlbefinden der Mitarbeiter eine wichtige Grundlage für eine gelingende Zusammenarbeit. Daher hat sich Faller im Rahmen der WIN-Charta für den Leitsatz zwölf, „Steigerung des Mitarbeiterwohlbefindens“, entschieden, welches durch vielfältige Maßnahmen entwickelt werden soll. Zudem wird seit 2013 ein Mitarbeiterkapitalbeteiligungsprogramm angeboten, bei dem sich alle Mitarbeiter als stille Gesellschafter an der August Faller GmbH & Co. KG beteiligen können. Dieses Angebot wird steuerlich gefördert, zudem zahlt Faller den Programmteilnehmern eine Basisverzinsung von 4% plus einen Bonus je nach Geschäftsverlauf.

Fazit

Faller Packaging ist ein Musterbeispiel eines erfolgreichen Mittelständlers, der sein Geschäftsmodell stetig weiterentwickelt und einen attraktiven Markt bedient. Dabei positioniert sich Faller nicht nur als Hersteller, sondern bietet auch individuelle Lösungen an für Unverpacktes, das nicht in Standardverpackungen passt. Die Bilanz 2020 weist eine Eigenkapitalrendite von mehr als 45% aus. Solche Unternehmen sind an der Börse natürlich gerne gesehen. Allerdings besteht für die Eigentümer keine Veranlassung zum Gang an den Kapitalmarkt. In den vergangenen Jahren wurden zahlreiche Unternehmen akquiriert, was angesichts des minimalen Schuldenstands offenbar aus dem Cashflow bezahlt werden konnte.

Kurzprofil

August Faller GmbH & Co. KG
Gründungsjahr: 1882
Branche: pharmazeutische Verpackungen
Unternehmenssitz: Waldkirch bei Freiburg im Breisgau
Mitarbeiter 2021: 1.300
Umsatz 2021: 147,8 Mio. EUR
Gewinn 2020: 5,035 Mio. EUR
www.faller-packaging.com

Autor/Autorin

Stefan Preuss

Stefan Preuß ist Mitglied der GoingPublic Redaktion.