Für IR-Abteilungen ist die Einbeziehung von Social Media in ihre Arbeit eine große Umstellung. Foto: PantherMedia / Randolf Berold

Social Media und Dark Pools

Unabhängig von der Zielgruppe – Aktieninvestoren oder Anleihegläubiger – sind die Tools der IR-Arbeit einem ständigen Wandel unterworfen. Besonders deutlich zeigt sich diese Entwicklung in sozialen Netzwerken: Facebook und Co. verändern das Online-Verhalten der gesamten Bevölkerung in Richtung einer wesentlich stärkeren Interaktion. Für IR-Abteilungen, die bislang im Internet eine eingleisige Kommunikation gewohnt waren – die Information fließt vom Unternehmen zum (potenziellen) Investor –, ist dies eine große Umstellung. Kein Wunder, dass soziale Medien von den Emittenten bislang hinsichtlich IR-Themen meist nur gescannt und nicht genutzt werden. Doch schon das Scannen des Social Web hilft den Unternehmen dabei, ihre (potenziellen) Investoren besser kennenzulernen. Ein wichtiger Baustein, denn inzwischen läuft ein immer größerer Anteil des Aktienhandels über sogenannte Dark Pools fernab von regulierten Börsenplätzen. Die Investoren bleiben so förmlich im Dunkeln.

Quelle: GoingPublic Magazin 11/2010, Seite 68

Das Internet trägt auch dazu bei, dass sich die Formen der Berichterstattung ändern. Zunehmend stellt sich die Frage, ob gedruckte Quartalsberichte überhaupt noch gebraucht werden. Nicolette Behncke gibt einen Überblick zu den aktuellen Entwicklungen beim Reporting (siehe unten).

Fazit

Ob Dark Pools, Ad-hoc-Publizität oder Social Media – die Herausforderungen für IR-Manager sind vielfältiger denn je. Umso wichtiger ist es, den wörtlichen Sinn von Investor Relations nicht zu vernachlässigen: die Kommunikation mit dem Anteilseigner. Dabei ist es wichtig, diesen zu kennen, zu finden und zu binden – in einem Kapitalmarkt, der wie der österreichische nicht im Brennpunkt internationaler Investoren steht, keine einfache Aufgabe. Doch viele Unternehmen und ihre IR-Abteilungen sind auf einem guten Weg.

Aktuelle Reporting-Trends

Von Nicolette Behncke, Senior Manager, PwC

Nicolette Behncke, Senior Manager, PwC

Integrated Reporting ist die beherrschende Thematik, wenn Unternehmensvertreter und Kapitalmarktexperten über aktuelle Trends in der externen Berichterstattung diskutieren. Das Ziel der international geprägten Debatte ist die Reduktion, Verdichtung und bessere Verknüpfung der extern kommunizierten Informationen. Denn viele Unternehmen veröffentlichen neben ihrem Geschäftsbericht noch weitere freiwillige Berichte – wie beispielsweise den Nachhaltigkeitsbericht –, die zurzeit meist kaum in einem Zusammenhang zueinander stehen.

Charakter einer integrierten Berichterstattung ist daher die verzahnte Abbildung von Geschäftsstrategie, Geschäftsmodell, Leistung und Erfolg sowie Unternehmensführung, jeweils in einem ökonomischen, ökologischen und sozialen Kontext. Dabei sollen Megatrends wie demografischer Wandel und Ressourcenknappheit bereits in der strategischen Ausrichtung der Unternehmen berücksichtigt werden.

Darüber hinaus befasst sich Integrated Reporting auch damit, in welcher Form Informationen von den Unternehmen bereitgestellt werden. Die geforderte Verzahnung von Inhalten ließe sich auch durch eine intensivere Nutzung von Online-Berichten erzielen, die untereinander verlinkt sind. Auf diese Weise könnten Unternehmen verschiedenen Stakeholdergruppen relevante Informationen in kürzerer Zeit und personalisierter Form zur Verfügung stellen. Der individuelle integrierte Online-Bericht wäre per Knopfdruck möglich.

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