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Noch bis Mittwoch, 10. Februar, läuft die Offerte: Der taiwanesische Chip-Zulieferer Global Wafers will den deutschen Konkurrenten Siltronic übernehmen.

125 EUR je Aktie hat Global Wafers-Chefin Doris Hsu den Investoren von Siltronic anfangs geboten – insgesamt 3,75 Mrd. EUR. Dieses Angebot lag bereits über der damaligen Marktkapitalisierung von Siltronic von 3,4 Mrd. EUR.

Trotz der hohen Gesamtsumme ist es ein attraktiver Deal für die Taiwanesen: Beide Firmen stellen Wafer her, winzige Siliziumscheiben. Ohne diese wiederum gibt es keine Chips, wie sind in Smartphones oder Autos sowie Kühlgeräten verbaut werden. Die Übernahme hätte Kapazitäten gebündelt und Synergien auf einem Markt mit weiter rasant wachsender Relevanz geschaffen.

Gemeinsam wären Global Wafers und Siltronic auf dem globalen Markt die Nummer Zwei hinter der Shin-Etsu aus Japan. Der Umsatz beider Firmen würde, basierend auf den Zahlen von 2019 bei rund 3 Mrd. EUR liegen.

Allein: Die Aktionäre von Siltronic waren nicht bereit, zu diesem Preis zu verkaufen. Nur Wacker Chemie, der Investor, der das Unternehmen an die Börse brachte, sagte zu, seine Anteile verkaufen zu wollen. Das sind allerdings nur 30,8%. Die anderen zögerten.

Sie zögerten so deutlich und so lange, dass Global Wafers die Offerte erhöhte – zunächst auf 140 EUR je Aktie, dann auf 145 EUR je Papier. Zudem wurde die Annahmefrist für die Transaktion bis zum 10. Februar verlängert und auch die Mindestannahmequote gesenkt. Statt mit 65% der Aktien gibt Hsu sich nun mit 50% zufrieden. Das Gesamtangebot liegt damit bei 4,35 Mrd. EUR. Das, so lässt die Global Wafers-Chefin wissen, sei nun aber auch wirklich die letzte Offerte.

Global Wafers betreibt 16 Fabriken in acht Ländern, glückt die Übernahme, werden es mehr – das allerdings ist auch eine Tatsache, die in Europa nicht auf ungeteilte Freude stößt. Die Industrie, so Kritiker, sei bereits sehr stark abhängig von Zulieferern aus Übersee. Hsu hält dagegen. Gegenüber der „Süddeutschen Zeitung“ erklärt sie: „Wir begreifen uns auch als europäischen Unternehmen und wenn europäische Unternehmen ein Problem haben, sind wir ein Teil der Lösung.“ Auch „mehr Produktion vor Ort“ könne man auf Wunsch europäischer Kunden möglich machen, so die Managerin.

Global Wafers hat bereits zugesagt, bis 2024 keine Werksschließungen an deutschen Standorten vorzunehmen, es sollen auch keine Stellen gestrichen werden.

32,95% der Anteile haben die Taiwanesen eine Woche vor Angebotsende gehalten, dazu kommen weitere 4,75%, die Ende Januar erworben wurden. Weitere 4,71% halten zwei Tochterunternehmen von Global Wafers. Es sind also aktuell etwa 42%, die Hsus-Unternehmen gehören. Gegenüber „boerse-online“ zeigt Hsu sich optimistisch, dass ihre letzte Offerte Erfolg haben wird: „Wir sind zuversichtlich, dass wir die Annahmeschwelle erreichen.“

Das Gezerre um den Deal ist nicht entschieden – bringt Siltronic letzlich aber bereits einen stark gestiegenen Aktienkurs. Aktuell notiert das Papier bei 143 EUR. Damit erreicht das Unternehmen eine Marktkapitalisierung von 4,29 Mrd. EUR wert. Im Vergleich mit dem Wert im Februar letzten Jahres ist die Aktie über 53% gestiegen.

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GoingPublic Redaktion / iab