Bildquelle: PIERER Mobility AG

Unternehmenslenker Stefan Pierer hat die altehrwürdige Motorradmarke KTM wieder salonfähig gemacht. Nun steht PIERER Mobility auf der Überholspur in Richtung Elektromobilität.

Anfang der 1990er-Jahre übernahm Stefan Pierer mit seiner Holding CROSS Industries die insolvente Firma KTM, um die österreichische Marke wieder zu Erfolg zu führen. Ursprünglich ging KTM auf die Gründung einer Schlosser- und Autowerkstätte im österreichischen Mattighofen 1934 durch Hans Trunkenpolz zurück. 1953 startete schließlich die industrielle Produktion von Motorrädern unter dem Namen Kronreif & Trunkenpolz Mattighofen (KTM).

1980 wurde das Unternehmen in KTM Motor-Fahrzeugbau KG umbenannt und erreichte Mitte der 1980er-Jahre einen Umsatz von über 50 Mio. EUR, bis Stefan Pierer das Unternehmen nach zunehmend wirtschaftlicher Schieflage übernahm und als KTM-Sportmotorcycles GmbH neu gründete. Diese spezialisierte sich zunächst auf die Entwicklung und Produktion von Offroad-Motorrädern; 1994 wurde auch das erste Straßenmotorrad vorgestellt.

Nach mehreren Beteiligungsumschichtungen und Umfirmierungen, einem zwischenzeitlichen Delisting von der Wiener Börse und dem erneuten Primärlisting an der SIX Swiss Exchange wurde die KTM Industries AG im Oktober 2019 in PIERER Mobility AG umbenannt. Stefan Pierer als Eigentümer der Gruppe hält ca. 76%.

Komplettanbieter im Zweiradbereich

PIERER Mobility ist heute Europas führender Hersteller für „Powered Two-Wheeler (PTW)“, der mit seinen Motorradmarken KTM, HUSQVARNA Motorcycles und GASGAS sowohl Verbrennungsmotoren als auch Elektroantriebe zum Produktportfolio zählt. Dazu kommt die Bicycle-Sparte; unter den Marken HUSQVARNA, R Raymon, GASGAS und FELT bietet PIERER dabei speziell mit 48 Volt E-Fahrräder im Niedrigvoltbereich an.

Der grundsätzliche Gegenstand des Unternehmens ist die Ausübung der Tätigkeit einer Holdinggesellschaft, somit insbesondere der Erwerb, die Verwaltung und Leitung von Industrieunternehmen sowie die Umsetzung der Aktivitäten auf dem Gebiet der Mobilität. Zu den wesentlichen Beteiligungen gehören neben der KTM AG die KTM E-Technologies GmbH, die KTM Innovation GmbH, die Avocodo GmbH und die PIERER E-Bikes GmbH sowie die Beteiligung an der KISKA GmbH.

Wachstumsstrategien

PIERER will dabei im Wesentlichen durch organisches Wachstum in den globalen Märkten mit den bestehenden Zweiradmarken als auch durch die Übernahmen neuer Marken wachsen. Zu den wachstumsunterstützenden Maßnahmen zählen dabei u.a. die Elektroplattformstrategie mit Bajaj, Indiens zweitgrößtem Motorradhersteller, und CFMOTO aus China für Elektroprodukte im Zweiradbereich, die Forschung und Entwicklung im Bereich alternativer Antriebstechnologien (z.B. synthetische Kraftstoffe) oder die strategische Kooperation mit VARTA im Bereich Hochleistungsbatteriezellen. Ab 2023 plant PIERER zudem den Einstieg in den E-Scooter-Markt.

Jährlicher Umsatzrekord verstetigt sich

Mit Ausnahme eines kleinen Knicks in den Jahren 2019/2020 konnte PIERER im abgelaufenen Geschäftsjahr 2021 wieder einen Rekordumsatz erzielen. Trotz Herausforderungen in der Zulieferkette insbesondere im E-Bike-Segment lag der Umsatz bei nunmehr 2,04 Mrd. EUR – ein Zuwachs gegenüber dem Vorjahr um 33%.

Dabei legte die Motorradsparte (ca. 80% des Gesamtumsatzes) um 23% zu. Der Umsatz der Fahrradsparte steigerte sich um 40%, ca. drei Viertel der verkauften Fahrräder entfielen dabei auf E-Bikes.

Das EBIT kletterte um rund 80% auf 194 Mio. EUR, was einer EBIT-Marge von 9,5% entspricht. Die EBITDA-Marge beläuft sich auf 16,3%. PIERER setzt 2022 weiterhin auf Wachstum in allen Kernbereichen und rechnet mit einem Umsatzwachstum zwischen 6% und 10% bei einer EBIT-Marge von 8% bis 10% und einer EBITDA-Marge zwischen 15% und 17%.

Aktienentwicklung

Seit 2016 notieren die Aktien der PIERER Mobility AG über ein Primärlisting an der SIX Swiss Exchange. Nach dem zwischenzeitlichen Rückzug 2017 vom prime market der Wiener Börse hat PIERER kürzlich erneut die Aufnahme in das Segment zum 1. März beantragt. Seit März 2020 notiert die Aktie auch im Regulierten Markt in Frankfurt.

Auf Fünfjahressicht hat sich der Aktienkurs in etwa verdoppelt. Die Marktkapitalisierung liegt aktuell bei ca. 3 Mrd. EUR. Das Papier hat derzeit ein KGV von ca. 27, für 2022 liegt der Analystenkonsens bei 22. Das Verhältnis Marktkapitalisierung/Umsatz ist mit ca. 1,5 noch vergleichsweise niedrig.

Aufgrund des derzeit global stark laufenden Markts für Motorräder, der noch stärkeren Nachfrage nach E-Bikes sowie des geplanten Einstiegs im E-Scooter-Segment dürfte die Aktie somit in nächster Zeit auch weiterhin von einer guten Umsatzentwicklung profitieren.

Fazit

Nach der wendungsreichen Geschichte der Marke KTM hat Stefan Pierer federführend mit PIERER Mobility die österreichische Traditionsmarke inkl. weiterer bekannter Motorrad- und Fahrradmarken erfolgreich zusammen- und wieder auf die Erfolgsspur gebracht. Als nächstes Kapitel der Wachstumsstory steht nun die Elektromobilität im Zentrum.

https://www.pierermobility.com/

Autor/Autorin

Ike Nünchert

Ike Nünchert ist freier Autor für das GoingPublic Magazin sowie für GoingPublic Online.