Die Aktie des weltgrößten Luxusgüterkonzerns LVMH profitiert vom immerwährenden Zufluss wohlhabender Menschen und ist seit Jahren in einem kontinuierlichen Aufstieg begriffen. Das 75 Traditionsmarken unter sich vereinende Unternehmen gehört mehrheitlich der Familie um Firmenchef Bernard Arnault, der erst kürzlich zum zweitvermögendsten Mann weltweit aufgestiegen ist. Ein Porträt. Von Ike Nünchert

Da sich der Name LVMH aus den Marken Louis Vuitton (Koffer- und Taschenhersteller seit 1854), Moët et Chandon (Champagnerproduzent seit 1743) und Hennessy (Cognachersteller seit 1765) zusammensetzt, die ihrerseits eine jeweils langjährige Firmengeschichte aufweisen, ist der Firmenstammbaum ein äußerst komplexes Geflecht. Der Ursprung des Konzerns geht aber zurück bis ins Jahr 1593, nämlich auf die Gründung eines Weinguts in der Champagne. LVMH entstand schließlich 1987 durch die Fusion von Louis Vuitton und Moët Hennessy. Aufgrund eines Disputs unter den bisherigen Unternehmensleitern kam im folgenden Jahr schließlich Arnault per Anteilsscheinübernahme mit ins Boot und stockte diese fortan sukzessive auf. 1989 wurde er gegen den Willen der Vuitton- und Hennessy-Familienmitglieder Präsident des Unternehmens.

Champagner-Symbolbild. Quelle: Klaus Eppele@stock.adobe.com
Champagner-Symbolbild. Quelle: Klaus Eppele@stock.adobe.com

Ab 1990 expandierte LVMH weiter, etwa durch den Einstieg ins Kaufhausgeschäft von DFS Galleria oder in die Parfümeriekette Sephora. 2010 scheiterte eine Übernahme des französische Konkurrent Hermès. 2011 wurde dann erfolgreich der italienische Mitwettbewerber Bulgari, 2012 der Herren-Maßschneider Arny’s und der Lederwarenhersteller Les Tanneries Roux übernommen. Weiterhin kaufte LVMH vor sechs Jahren noch die Aktienmehrheit am italienischen Kaschmirproduzenten Loro Piana sowie 2017 am Kofferhersteller Rimowa.

Das heutige Unternehmen

Aktuell besteht das Portfolio aus 75 Marken in den Bereichen Wein und Spirituosen, Mode und Lederwaren, Parfüm und Kosmetik, Uhren und Schmuck sowie Einzelhandel. Zu diesen weltweit in knapp 4.600 Geschäften vertriebenen Marken zählen darunter z.B. Givenchy, Kenzo, Dior, Fendi, benefit, Donna Karan, Tag Heuer, Ebel oder Dom Pérignon. Der Konzern ist damit Branchenführer in der Luxusgüterindustrie. Im April dieses Jahres erweiterte LVMH sein Portfolio zudem durch die Übernahme des amerikanischen Luxushotelbetreibers Belmond.

Dazu erwarb LVMH, als Reaktion auf die zunehmend auf Nachhaltigkeit achtende junge Käuferschaft, im Juli eine Minderheitsbeteiligung an der britischen Modefirma Stella McCartney. Diese steht seit geraumer Zeit im Ruf, auf eine besonders nachhaltige Produktion zu setzen. Stella McCartney hatte sich erst im letzten Jahr aus ihrer Partnerschaft mit dem LVMH-Konkurrenten Kering herausgekauft.

Infolge dieser langjährig erfolgreichen Expansion unter der Ägide von Bernard Arnault und damit einhergehend steigender Aktienkurse ist der Unternehmer – als Kopf der Mehrheitseigentümerin Familie Arnault – kürzlich von Bloomberg und Forbes gleich nach Jeff Bezos zum zweitreichsten Menschen weltweit aufgestiegen. Allein 2019 steigerte Arnault sein Vermögen um 39 Mrd. USD.

Unternehmenszahlen

Nach Bekanntgabe der aktuellen Halbjahreszahlen erzielte LVMH einen Umsatz von rund 25

10-Jahreschart LVMH. Quelle: OnVista.
10-Jahreschart LVMH. Quelle: OnVista.

Mrd. USD, was gegenüber dem Vorjahreszeitraum einem Zuwachs von 15% entspricht. Das Geschäft in Asien trug dazu 40%, in Europa 26% und in den USA 23% bei. Ähnlich verhält es sich beim EBIT-Plus um 14% auf 5,3 Mrd. USD. Der Nettogewinn belief sich auf knapp 3,3 Mrd. USD (+9%). Für das Gesamtjahr erwartet LVMH trotz eines schwierigen geopolitischen Umfelds einen weiteren Gewinn an Marktanteilen, und zwar aufgrund zahlreicher neuer Produkteinführungen.

Den größten Zuwachs innerhalb der Sparten erreichte das Geschäft mit Mode und Lederwaren, das gleichzeitig auch den höchsten Umsatzanteil abwirft. So stieg der Umsatz ggü. dem ersten Halbjahr 2018 um 21% auf 10,4 Mrd. USD, das EBIT wuchs um 17% auf 3,25 Mrd. USD. Wesentlich hierfür waren zuvorderst die Marken Louis Vuitton und Christian Dior sowie Loewe – aber auch Fendi, Celine, Loro Piana und Rimowa sind laut LVMH erfolgreich gewesen.

Das zweitgrößte Segment, nämlich das Geschäft im Einzelhandel mit ausgewählten Marken, erzielte ein Umsatzwachstum von 12% auf 7,1 Mrd. USD, was bei einem EBIT-Anstieg – in diesem margenschwächeren Bereich – um 17% in einen Betrag von 0,7 Mrd. USD mündete. Hierfür zeichneten sich vor allem die Marken Sephora und DFS verantwortlich.

Der Umsatz der drittgrößten Sparte, Parfüm und Kosmetik, wuchs mit ebenfalls 12% auf 3,2 Mrd. USD; das EBIT stieg um 6% auf knapp 0,4 Mrd. USD. Die jeweiligen Marken stiegen alle etwa gleichwertig an, insbesondere aufgrund stärkerer Nachfrage in Asien. Schließlich stieg noch der Umsatz aus dem Bereich Weine und Spirituosen um 9% auf 2,5 Mrd. USD (EBIT: +6% auf 0,77 Mrd. USD) und bei Uhren und Schmuck um 8% auf 2,14 Mrd. USD (EBIT: +5% auf 0,36 Mrd. USD).

Aktienentwicklung

Seit Beginn des Jahres stieg die Aktie bereits um über 50%; binnen der letzten zehn Jahre hat sich der Kurs mehr als verfünffacht. Defensive Aktien aus dem Konsumgütersektor sind derzeit ohnehin gefragt, doch das LVMH-Papier hebt sich als einer der Spitzenreiter nochmals hervor. Angesichts der stetig steigenden Fundamentaldaten in der jüngeren Vergangenheit ist diese Position auch absolut gerechtfertigt. Hinzu kommt, das LVMH analog zu bekannten anderen Titeln aus der Konsumgüterbranche seit vielen Jahren stets die Dividende erhöht hat. Dementsprechend bewerten die meisten Analysten (bei einem ohnehin hohen Coverage-Anteil) die Aktie positiv mit „Kaufen“ oder zumindest angesichts des zuletzt doch stark gestiegenen Kurses mit „Halten“. Man darf nun gespannt sein, wie die Reaktion auf die Halbjahreszahlen ausfällt.

Man muss als etwaiger Kosten-Nutzen-Purist die Luxusgüterbranche nicht unbedingt mögen, aber LVMH agiert sehr erfolgreich. Ein großer Anteil daran wird auch Arnault und seinen Familienmitgliedern zugeschrieben, die damit erneut aufzeigen, wie profitabel ein großes börsennotiertes Unternehmen von einer Familie geleitet werden kann.

Kurzprofil:

  • Branche: Luxusgüterindustrie
  • Geschäftsleitung: Bernard Arnault (CEO), Antonio Belloni (Managing Director)
  • Anteilseigner: Arnault-Familie: 47,2% / int. Institutionelle: 35,8% / frz. Institutionelle: 11,5% / Streubesitz: 5%

LVMH-Geschäftskennzahlen

(Mrd. EUR) 2018 2017 2016
Umsatz 46,8 42,6 37,6
EBIT 9,5 7,9 6,5
7,0 5,8 4,5
Aktuelle Market Cap. 195