Anekdotisch berichten Emittenten aus den ersten Monaten mit MiFID II über sehr bemühte Broker, die trotz der oben auf-gezeigten Schwierigkeiten den Emittenten einen guten Service bieten wollen. Daneben stechen die gestiegenen Aktivitäten bei Roadshows außerhalb von MiFID II zum Beispiel in Nordamerika oder Asien ins Auge.

Viele Broker scheinen Corporate -Access als Profit Center aufgegeben zu -haben. So werden nur kostendeckende -Gebühren verlangt, teilweise von Emittenten die Übernahme von Transferkosten erbeten oder auch solche institutionelle Anleger einbezogen, die sich als Aktionäre der Bezahlung von Meetings verweigern.

Daneben berichten Emittenten von neuen Dienstleistern, die gewinnbringend für Emittenten den Zugang zu Anlegern neu organisieren wollen – so werben -diverse Intermediäre derzeit intensiv bei den Emittenten um (vom Emittenten -bezahlte) Roadshowtage an ausgesuchten Standorten.

Die Chance ergreifen, neue Wege zu gehen

Auch wenn manche größere Emittenten von „business as usual“ berichten, gehen die oben aufgeführten Verwerfungen auch hier nicht spurlos vorbei. Für die Mehrzahl der Emittenten wird es zeitaufwändiger und schwieriger, den Zugang zu -Anlegern zu organisieren. Dabei macht es Sinn, die Wege zum Kunden zu diversifizieren und mehrere Kanäle parallel zu -nutzen. Die Bedeutung von Targeting, Proaktivität, schneller Reaktionszeit und demonstrativer Zugänglichkeit macht den Einsatz von im Vertrieb seit Langem üblichen CRM-Werkzeugen notwendig.

Es bleibt also spannend. Sicher ist: Die geübte Praxis wird komplexer, die Wege zum Kunden vielfältiger.

Zum Autor

Joerg Hoffmann, CFA, ist Senior Vice President Investor Relations bei der Wacker Chemie AG. Nach Positionen in der Bankwirtschaft kam er zur Konzernentwicklung der Hoechst AG und leitete die IR-Aktivitäten der abgespaltenen Celanese AG seit 1999. Ab 2003 arbeitete er in diversen Funktionen im Verkauf in der Chemieindustrie in den USA und Deutschland. Seit 2006 leitet er die IR-Abteilung der Wacker Chemie, mit Standort in München. Hoffmann ist zertifizierter Six Sigma Black Belt und hält die CFA Charter seit 2013.

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