Die in Gibraltar lizensierte Enterprise Holdings Ltd, Dachgesellschaft für mehrere Versicherungsunternehmen und korrespondierende Servicegesellschaften, will am deutschen Kapitalmarkt 35 Mio. EUR einsammeln. Der Versicherer emittiert im Entry Standard in Frankfurt.

Die Briten gehen dabei ziemlich selbstbewusst vor, denn trotz des für den deutschen Bondmarkt unüblichen Unternehmenssitzes und des erklärungsbedürftigen Geschäftsmodells ist der Coupon mit nur 7% dotiert – allerdings steht auch ein Rating von A- zu Buche.

Eckdaten der Anleihe Die auf fünf Jahre angelegte Anleihe beläuft sich auf 35 Mio. EUR. Obschon auch institutionelle Anleger angesprochen werden sollen, ist das Wertpapier in der für Kleinanleger freundlichen Stückelung zu 1.000 EUR erhältlich. Creditreform hat für die Holding, die als Emittent fungiert, das Rating A- vergeben. Die Anleihe ist nicht besichert, weist aber mehrere Covenants auf, darunter ein Ausschüttungsverbot, die  Gewinnverwendungsvorschrift, Überschüsse zur Eigenkapitalunterlegung neuen Versicherungsgeschäftes zu verwenden, sowie eine Limitierung des Verkaufs von Assets.

Unternehmensübersicht Die im Familienbesitz befindliche Enterprise Holdings Ltd (EHL) firmiert seit 2007 unter dem jetzigen Namen. 2003 als Bewertungsagentur für Versicherungsrisiken gegründet, bietet die eigentliche operative Tochter Enterprise Insurance Company Plc seit 2004 Versicherungsleistungen an. Die Unternehmensgruppe bietet so genannte White-Label-Produkte an. Als Hauptkategorien der angebotenen Versicherungen sind die Bereiche Kfz, Rechtsschutz, Hausrat und Garantieleistungen zu nennen. Typische Angebote sind Gap-Versicherungen bei Kfz-Leasings, Garantieverlängerungen bei hochwertigen Elektrogeräten oder Transportversicherungen bei Möbelkäufen.

Geschäftszahlen Enterprise Holdings ist in den vergangenen Jahren von allerdings sehr kleiner Basis aus stürmisch gewachsen. Im neunmonatigen Rumpfgeschäftsjahr 2011/12 wurden Bruttoprämien in Höhe von 75,2 Mio. GBP vereinnahmt, eine Steigerung um 45% gegenüber dem vollen Vorjahr. Im laufenden Geschäftsjahr ist die Verdoppelung der Prämieneinnahmen auf 150 Mio. GBP die Zielsetzung. Die Analysten von Sphene Capital sehen bis 2016/17 Wachstum bis auf eine Bruttoprämienhöhe von 500 Mio. GBP, was einer CAGR von gut 46% entspricht. Die Holding arbeitet profitabel, das EBT betrug jeweils 3,2 Mio. GBP in den vergangenen beiden Jahren. Laut Sphene wird sie sich mit wachsendem Geschäft zudem überdurchschnittlich entwickeln.

Mittelverwendung Der geplante Emissionserlös wird nicht im klassischen Sinne investiert, sondern dient der Stärkung des Eigenkapitals. Das ist kein Widerspruch: Erstversicherer wie Enterprise Holdings müssen Bruttoprämien mit 16% Eigenkapital unterlegen. CEO Andrew Flowers lässt wissen, dass unterschriftsreife Versicherungsverträge vorlägen, die aber wegen des fehlenden Eigenkapitals nicht unterschrieben werden könnten. Mit anderen Worten: Eine erfolgreiche Anleiheplatzierung würde sofort Neugeschäft ermöglichen.

Fazit Enterprise Holdings will in kleinen Märkten groß wachsen. Das dürfte in den kommenden Jahren gut klappen. Der Zinsdeckungsgrad liegt für das laufende Geschäftsjahr bei 2,8, mit dem neuen Geschäft durch die Anleihe und weiteres Wachstum dürfte sich diese Kennzahl sogar weiter verbessern. Bei plangemäßem Wachstum könnte Enterprise Holdings die Anleihe 2017 sogar aus dem Cash-Bestand zurückzahlen. Vom Rating her scheint der Kupon okay, die Unsicherheit durch das neue Geschäftsmodell am deutschen Bondmarkt und den Unternehmenssitz in Gibraltar hätte derweil durchaus mit mindestens einem halben Prozent extra vergütet werden dürfen. Daher gehen wir von einem nur ausgeglichenem Chancen/Risiko-Verhältnis aus. Obacht sollten Anleger darauf legen, dass zeitnah tatsächlich namhaftes Neugeschäft kommuniziert wird, so wie es jetzt vor Emission versprochen wird.

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