Bildnachweis: Enpal.

Enpal hat vor wenigen Wochen eine Finanzierung in dreistelliger Millionenhöhe eingesammelt. Jetzt heißt es erst einmal „weiterwachsen“, erklärt COO Felix Plog im Interview. Und dann – dann könnte auch ein IPO ein möglicher Schritt sein.

GoingPublic: Sie werben mit dem Slogan „Solar endlich einfach“ – bitte erklären Sie kurz, was Enpal macht und ob Ihr Geschäftsmodell dem Kunden wirklich eine Rundum-Sorglos-Garantie gibt?

Felix Plog: Das Produkt ist schnell erklärt: Kunden haben bei uns die Möglichkeit, einen Mietkauf für eine Solaranlage abzuschließen – sie mieten die Anlage über 20 Jahre und erwerben sie im Anschluss für einen symbolischen EUR.

Unser Ziel ist es, den Kunden von Anfang an das Risiko abzunehmen. Falls Bauteile oder Einzelkomponenten der Solaranlage nicht mehr funktionieren, ersetzen wir diese. Der Service ist in die Mietraten eingepreist. Normalerweise laufen solche Solaranlagen 25 bis 30 Jahre. Unsere Kunden haben also eine hohe Wahrscheinlichkeit, die Anlage als Eigentum noch Jahre weiter zu nutzen.

Diese Vorteile machen das Produkt auf jeden Fall zu einem Rundum-Sorglos-Paket.

Sie haben vor wenigen Wochen eine 100 Mio.-EUR-Finanzierung erhalten. Welche Pläne verfolgen Sie mit dem frischen Kapital?

Wir haben viele neue Geldgeber gewonnen – HV Capital ist als Lead-Investoren eingestiegen. Die Finanzierung war wichtig für uns. Wir möchten unser starkes Wachstum der letzten Jahre damit fortsetzen. Unsere Produktpalette soll wachsen, außerdem wollen wir internationalisieren und weiter in Technologie investieren. Aus Kundensicht soll unser Angebot das beste am Markt sein. Das erfordert große Investitionen – vor allem in Technologie. Wir bieten ein Hardware-Produkt an, können aber über die Software entscheidende Vorteile gegenüber Wettbewerbern erlangen.

Stehen auch Akquisitionen an?

Ich würde nie etwas ausschließen – Akquisitionen sind durchaus eine Option. Wir werden uns ansehen, was Sinn macht: einen Wettbewerber zu kaufen oder gezielt in bestimmte Schlüsseltechnologien zu investieren. M&A ist ein Hebel, den wir nutzen wollen., zumal das Anbieterfeld in Deutschland fragmentiert ist. Zehn bis 15 größere Anbieter sind im Markt. Wir freuen uns, dass der Markt so vielfältig ist. Im Kampf gegen die Klimakrise brauchen wir alle helfenden Hände.

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Wie setzen Sie sich von den Wettbewerbern ab?

Mit Enpal bieten wir unseren Kunden alles aus einer Hand: Als erster Anbieter in Deutschland liefern wir ein Komplettpaket aus Solaranlage, Batteriespeicher, eigenem Ökostromtarif und Smart-Home-Umfeld. Dafür haben wir eine Internet-of-Things-Umgebung entwickelt, mit der alle Enpal-Produkte miteinander vernetzt werden können. Unsere Vision ist das Zuhause als grünes Ökosystem, bei dem unsere Kunden ihren selbst produzierten Strom nutzen, um ihr E-Auto zu lasen oder in der Enpal-Community teilen.

Die Differenzierung passiert letztlich also über Software und Customer Experience, über ein starkes und aggressiv bepreistes Produkt, Skalierung und die Technologie. Wir sehen uns in Europa daher gut positioniert.

Was erwarten Sie von Ihren Geldgebern an Unterstützung über die reine Finanzierung hinaus?

HV Capital ist ein Investor, der in der Tech-Branche gut vernetzt ist. Das passt sehr gut zu unserem Ansatz, in Punkto Technologie nachzulegen. Wir sind froh, Geldgeber zu haben, die uns auch strategisch unterstützen – mit unter anderem Lukas Gadowski, Picus Capital, Princeville Capital und Peter Rive haben wir erfahrene Investoren an Bord, die das leisten können.

Und die nächste Finanzierung erfolgt dann über den Kapitalmarkt?

Es gibt dazu noch keine konkreten Entscheidungen. Uns ist vor allem wichtig, dass Enpal sehr langfristig wächst und wir so immer mehr Menschen mit grüner Energie versorgen können. Unsere Vision ist saubere, günstige Energie für alle. Dafür bauen wir die größte Bürgerenergie-Bewegung Europas

Dann aber das klassische IPO oder vielleicht ein Börsengang via SPAC?

SPACs haben natürlich einen gewissen Reiz und sind gerade hinsichtlich der Geschwindigkeit, mit der ein IPO umgesetzt werden kann, interessant. Wir haben uns aber noch in keiner Weise festgelegt, noch nicht einmal auf die Entscheidung zum IPO.

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Wie gut sehen Sie Deutschland im internationalen Vergleich in Sachen grüne Energie aufgestellt – was erwarten Sie für die Zeit nach der Bundestagswahl?

Die grundlegende Unterstützung ist quer durch alle Parteien vorhanden. Erneuerbare Energien und Solar- und Speicherlösungen rücken immer stärker in den Fokus. Alle haben erkannt, dass wir dazu verdammt sind, diesen Weg zu beschreiten. Wichtig ist, dass ganzheitliche Lösungen gedacht werden. Es gibt lösungsorientierte Diskussionen mit der Politik und ich bin guter Dinge, dass dieser Trend auch nach der Bundestagswahl anhält.

Herr Plog, vielen Dank für das gute Gespräch.

Zum Interviewpartner:
Felix Plog ist seit Februar 2021 COO beim Solarunternehmen Enpal. Davor war er Mitgründer und COO der Foodpanda Group bis zum erfolgreichen Verkauf an Delivery Hero. Nach dem Ausstieg aus der Foodpanda-Gruppe arbeitete Plog als SVP Operations bei Delivery Hero, wo er für die Skalierung des Marktplatzbetriebs verantwortlich war. Zuvor leitete Felix als CEO den börsennotierten Finanzverlag und Technologieanbieter wallstreet:online und unterstützte als Head of Portfolio Management die Expansion von Axel Springer im Technologiesektor. Bei Enpal liegt sein Tätigkeitsschwerpunkt auf Operations und Technologie. Er ist ein aktiver Angel-Investor in mehreren Startups in verschiedenen Regionen der Welt.

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