Die Coronakrise hat keine Branche verschont, auch nicht die boomende Bauindustrie. Die österreichische Eyemaxx Real Estate AG ist ein Oldie im Markt, notiert in Deutschland und seit 2019 auch in Österreich. Das GoingPublic Magazin sprach mit Gründer und CEO Dr. Michael Müller.

GoingPublic: Herr Dr. Müller, es fällt schon auf, dass der ATX – das Abbild der wichtigsten 20 österreichischen Unternehmen – speziell im Vergleich zu seinen europäischen Pendants hinterherhinkt. Trifft das auch auf den breiten Markt zu, möglicherweise sogar inkl. der Eyemaxx-Aktie?
Müller: Weltweit waren die Aktienmärkte infolge der Coronakrise von einer hohen Volatilität geprägt. In Österreich etwa verlor der ATX zwischen Anfang Januar und Ende September 2020 rund 35% an Wert. Aber auch weitere Länder und Regionen verzeichneten auf breiter Basis spürbare Verluste: Der CEE-Index beispielsweise, der die Kapitalmarktentwicklung zentral- und osteuropäischer Länder abbildet, sank in den ersten neun Monaten um fast

Dr. Michael Müller, Gründer und CEO der Eyemaxx Real Estate AG

ein Drittel. Auch beim Aktienkurs der Eyemaxx hat die Coronakrise leider Spuren hinterlassen. Aus meiner Sicht spiegelt das aktuelle Kursniveau die hervorragenden Perspektiven der Gesellschaft aber nicht wider. Wir waren trotz der Einflüsse durch Corona nicht untätig, arbeiten mit Hochdruck an der Umsetzung unserer Projektpipeline und wollen unseren Immobilienbestand weiter ausbauen.

In den vergangenen Jahren hat Eyemaxx zahlreiche Projekte in Osteuropa realisiert, sich aber immer weiter aus dem Markt zurückgezogen. Welche Rolle soll die Region bei der künftigen Entwicklung des Unternehmens einnehmen?
Österreich galt lange Zeit als Tor zu den Märkten Zentral- und Osteuropas. In den vergangenen Jahren verzeichneten insbesondere die Länder in Osteuropa hohe Wachstumsraten, wovon auch viele in Österreich tätige Gesellschaften mit Geschäft in Osteuropa profitierten. Zuletzt hat sich die Wachstumsdynamik im Osten aber abgeschwächt; durch Corona wurde diese Entwicklung dann noch weiter verstärkt. Viele Absatzmärkte sind negativ von der Pandemie betroffen oder teilweise komplett eingebrochen. Wir fokussieren uns nunmehr auf die stabilen, wachstumsstarken Märkte Deutschland und Österreich.

Auch eine Eyemaxx spürt dieses Jahr die Auswirkungen der Coronakrise – wie stark sind Sie tangiert?
Wie fast jede andere Branche mit Projektgeschäft war auch die Immobilienbranche von den Auswirkungen der Coronakrise betroffen – und damit auch unsere Geschäftstätigkeit. Im ersten Halbjahr per Ende April 2020 kam es im Zusammenhang mit Corona u.a. zu Projektverzögerungen. Insgesamt haben wir uns aber widerstandsfähig gegen die Krise gezeigt. Bei bereits vorhandenen Bestandsimmobilien hatten wir während der bisherigen Coronakrise keinen einzigen Mietausfall zu verzeichnen. Mit unserem Zwei-Säulen-Geschäftsmodell aus Mieteinnahmen und Entwicklerrenditen sind wir grundsätzlich gut aufgestellt, gestärkt aus der Krise hervorzugehen. In den vergangenen Monaten haben wir bereits eine zunehmende Normalisierung im Projektgeschäft feststellen können, weshalb wir im zweiten Halbjahr von einer deutlichen Verbesserung unserer Finanzkennzahlen im Vergleich zu den ersten sechs Monaten ausgehen. Auch mittel- und langfristig sind wir für die weitere Geschäftsentwicklung optimistisch.

Wollen Sie dabei künftig noch etwas mehr in Richtung Wohnimmobilien gehen, die ja praktisch keinerlei Impact hatten, soweit man das bisher erkennen konnte?
Tatsächlich haben sich die Wohnimmobilienmärkte in Deutschland und Österreich bislang recht resilient ob der Pandemie gezeigt. Wir sehen erfreulicherweise aber nicht nur im Bereich Wohnen eine gute Nachfrage: Auch bei Büros – neben Wohnen der Bereich, auf den wir im Projektgeschäft unseren Fokus gelegt haben – zieht die Nachfrage wieder deutlich an. Bei Logistikobjekten, auf die wir den Schwerpunkt beim Bestandsaufbau legen, sehen wir eine ebenfalls hohe Nachfrage am Markt.

Wie steht es um die Projektpipeline, die ja bei unserem letzten Gespräch vor wenigen Monaten Richtung 1 Mrd. EUR ging?
Unsere Projektpipeline haben wir in der Zwischenzeit weiter konsequent auf aktuell über 1 Mrd. EUR ausgebaut. In Wien haben wir etwa jüngst ein neues Immobilienprojekt gestartet, in dessen Rahmen eine umfassende Neugestaltung des Objekts geplant ist. Wir wollen unsere Pipeline auch künftig ausbauen und dabei attraktive Objekte in den Eigenbestand übernehmen.

Seit Januar 2019 sind Sie nicht mehr nur an der Börse Frankfurt, sondern auch im direct market plus der Börse Wien gelistet. Ihr bisheriges Fazit?
Nach fast zwei Jahren in Wien können wir ein positives Fazit ziehen. Wir haben uns mit dem Listing noch breiter aufgestellt und unsere Visibilität für Investoren in Österreich deutlich gestärkt. Unser Firmensitz ist zwar in Deutschland; wir koordinieren unser operatives Geschäft aber aus Leopoldsdorf bei Wien, weshalb das Listing für uns naheliegend war.

Herr Dr. Müller, ganz herzlichen Dank, dass Sie kurzfristig Rede und Antwort standen.

Das Interview führte Falko Bozicevic.

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