GoingPublic: Wie berechtigt ist die Angst der Deutschen, der Zahlmeister der Eurozone zu sein? Profitieren wir denn nicht sogar ein wenig von den Krisen in den Nachbarstaaten?
Bofinger:
Deutschland hat in der Eurokrise lange Zeit davon profitiert, dass der Wechselkurs gegenüber dem Dollar relativ schwach war. Das war gut für den Export. Zudem kommen uns auch die niedrigen Zinsen zugute. Die großen Länder wie Italien und Spanien kommen gut mit ihrer Verschuldung zurecht, solange sie das Geld zu niedrigen Zinsen kriegen. Man muss also verhindern, dass sich diese Risikoprämien wieder aufspreizen, weil es dadurch wieder schwieriger wird, die Verschuldung in den Griff zu kriegen.

GoingPublic: Wie kann Europa denn langfristig stabilisiert werden?
Bofinger: Um eine langfristige Stabilisierung zu erreichen, muss die Integration weiter vorangetrieben werden. Ein Weg dorthin wären eine gemeinsame Haftung in der Form des Schuldentilgungspakts, wie wir ihn beim Sachverständigenrat konzipiert haben, gekoppelt mit direkten Eingriffsmöglichkeiten einer europäischen Institution im Falle von Ländern, die eine unsolide Fiskalpolitik betreiben.

GoingPublic: Herr Prof. Bofinger, vielen Dank für das interessante Gespräch.

Das Interview führten Maximiliane Worch und Arthur Vorreiter.

Prof. Dr. Peter Bofinger ist Professor für Volkswirtschaftslehre an der Universität Würzburg. Seit März 2004 ist er Mitglied im Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung.

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