Quelle: Balda AG, zum 3.1.2012 gem. der letzten Stimmrechtsmitteilung

 

Das Match

Sich derartig ankündigendes Ungemach sollte alle Beteiligten auf den Plan rufen und zahlreiche Proben erforderlich machen. Doch es schien, als wäre zumindest einer nicht vorbereitet: der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Michael Naschke, der auch die Versammlungsleitung innehatte. Der Leitfaden führte ihn durch die Versammlung. So verlas er alles, was ihm das Backoffice lieferte. Nach den Ausführungen von Vorstandsvorsitzendem und eines Vertreters des malaysischen Balda-Werkes las Naschke vor, dass er jetzt auch Ausführungen machen möchte, und um diesen „das angemessene Gewicht beizumessen, stehe ich jetzt auf und gehe zum Rednerpult“. Dabei hätte es Ersatz auf der Reservebank gegeben: Octavian hatte zuvor einen Antrag beim OLG Hamm auf Absetzung des Versammlungsleiters wegen Befangenheit gestellt, dem das Gericht jedoch nicht folgte. Ein professioneller Versammlungsleiter hätte jedoch auf jeden Fall der Versammlung gut getan. Das unsichere Auftreten Naschkes spielte dem Hedgefonds eindeutig in die Karten. Die Rednerbeiträge waren alle eindeutig pro Octavian und auch die Stimmung im Saal war auf Seiten der Amerikaner. Gekämpft wurde mit allen Tricks, die das deutsche Aktienrecht hergibt. Bemerkenswert war dabei auch die Dichte an (aus dem Markt bekannten) Anwälten, die die eine oder andere Seite vertraten. Zur Hochform liefen auch die Aktionärsschützer auf. Thomas Hechtfischer von der DSW kritisierte die schlechte Informationspolitik und v.a., dass es keine Angaben über Präsenzen etc. gäbe: „Ich kenne den Dienstleister gut; sonst ist der nicht so langsam!“ Und auch Hans-Martin Buhlmann merkte an: „Herr Jäggi sagte, dass alle an einem Strang ziehen müssen. Ich sage: Ja, wir müssen an einem Strang ziehen, aber wir müssen auch in die gleiche Richtung ziehen.“ Und das sei bei der Gesellschaft nicht der Fall. Unbedarfte Beobachter kamen bei diesem Wortspiel schnell auch auf die Idee, dass hier jemand im Hintergrund die Strippen ziehe. Die immer wieder in den Antworten Naschkes zu hörende Beteuerung, er handele nicht im Interesse oder auf Anweisung des Großaktionärs, nahmen ihm viele der Anwesenden nicht ab.

Die Fragen der Aktionäre richteten sich auch (fast) ausschließlich an den Aufsichtsrat. Die erste Fragenbeantwortung durch den Vorstandsvorsitzenden erfolgte um 16.28 Uhr, nachdem er nachdrücklich gegenüber Naschke betonte, er wolle auch eine der Fragen beantworten. Die gegebenen Antworten befriedigten die Anwesenden in keinster Weise. Vielmehr schienen die Antworten derart „glatt gebügelt“, dass vielfach gemunkelt wurde, dass diese nicht originär aus dem hauseigenen Backoffice stammen können. Beratende Juristen schienen bei der Beantwortung maßgeblich mitgewirkt haben.

Am späten Nachmittag stellte Octavian dann auch seinerseits einen Sonderprüfungsantrag, um die unrechtmäßige Einflussnahme von Michael Chiang oder dessen Frau prüfen zu lassen. Naschke ließ diesen Sonderprüfungsantrag jedoch nicht zu. Das zog gleich einen Widerspruch zu Protokoll nach sich.

Das Finale

Vor dem Eintritt in die Abstimmungsvorgänge gab der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz auf der Hauptversammlung bekannt. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 58.890.636 EUR, eingeteilt in ebenso viele Aktien, waren demnach 45.293.684 Aktien entsprechend 76,91% vertreten.

Zur Abstimmung kam zunächst die Abwahl der amtierenden Aufsichtsratsmitglieder Dr. Michael Naschke, Yu-Sheng Kai und Chun-Chen Chen. Hierbei ergaben sich zwischen 13,7 und 14,2 Millionen Ja-Stimmen, womit diese Punkte bei einer Zustimmungsquote von nur rund 31% abgelehnt waren. Die Wahl neuer Aufsichtsratsmitglieder kam damit nicht mehr zur Abstimmung.

Dass das Ergebnis so deutlich ausfiel, überraschte die Beobachter und lässt Raum für Spekulationen, wer für die chinesischen Aufsichtsratsmitglieder stimmte. Im Diskussionsforum von Wallstreet Online wird auf die SdK getippt, andere Stimmen sprachen für eine falsche Stimmabgabe aus dem Umfeld von Octavian.

Dass die Generaldebatte nicht zum fulminanten Finale wurde, lag an der fehlenden Brillanz einiger Spieler. Während das Unternehmen zufrieden mit den Ergebnissen war, zeigte sich Octavian von den Ergebnissen enttäuscht, auch wenn die Niederlage nicht überraschend kam. Insbesondere die kritische Stimmung auf der HV gegen den amtierenden Aufsichtsrat habe den Fonds überwältigt, hieß es in einer im Anschluss herausgegebenen Pressemitteilung.

Ausblick

Ende Februar gab Balda doch den Verkauf eines Teils des TPK-Aktienpakets per Block Trade bekannt. Die Beteiligung wird damit auf 7,6% reduziert, der Erlös von 238 Mio. EUR soll zum Teil auch über eine Sonderdividende an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Ob dies ausreicht, die Begehrlichkeiten zu befriedigen, bleibt abzuwarten. Octavian hat schon angekündigt, dass es auch hier eine Neubesetzung des Aufsichtsrats anstreben und zusätzlich auch einen Sonderprüfungsantrag stellen werde.