Bildnachweis: Wiener Börse.

Anleihen als „sicherer Hafen“

Ähnlich wie Wienerberger ist auch Österreichs teilstaatlicher Telefonkonzern Telekom Austria (TA) ein erfahrener Emittent von Unternehmensanleihen. Im März konnte die Gesellschaft bereits ihre vierte Benchmark-Anleihe erfolgreich am Markt platzieren. Mit einem Volumen von 750 Mio. EUR, einer Laufzeit von 10 Jahren und einem Kupon von 4,00% stieß das Angebot auf große Resonanz. Anders als Andritz und Wienerberger wurde der Bond allerdings vornehmlich von Fondsgesellschaften und weiteren institutionellen Investoren gezeichnet. Grundsätzlich, so erklärt Finanzchef Hans Tschuden gegenüber dem GoingPublic Magazin, strebe man eine „optimale Diversifizierung über eine möglichst breite Anlegerbasis“ an. Das schwierige Umfeld habe der Telekom Austria dabei nicht geschadet – im Gegenteil. „In volatilen Zeiten wie diesen herrscht oft eine hohe Nachfrage nach stabilen Titeln mit solidem Investment Grade Rating. Dementsprechend konnten wir auch das angestrebte Benchmark-Volumen zu attraktiven Konditionen platzieren“, so Tschuden. In der Aktionärsstruktur des Telekomkonzerns kündigt sich indes eine spannende Veränderung an: Der mexikanische Milliardär und Telekomunternehmer Carlos Slim, der zuletzt direkt und indirekt bereits knapp 7% der TA-Anteile hielt, wird vom österreichischen Investor Ronny Pecik voraussichtlich noch im laufenden Jahr weitere rund 16% übernehmen und damit nach dem österreichischen Staat zum zweitgrößten Anteilseigner aufsteigen. Angeblich ist Slim bereit, 9,50 EUR je Aktie zu zahlen. Das wäre eine deutliche Prämie und ein ermutigendes Signal für den Kurs, der in den letzten Monaten unter recht durchwachsenen Geschäftsaussichten litt.

Aufbau von Liquiditätspolstern

Der Versorger EVN schloss im Juni eine neue syndizierte Kreditlinie über 500 Mio. EUR und eine Laufzeit von fünf Jahren ab. Diese soll dem Konzern vorrangig als Liquiditätspolster dienen. Für Vorstandsdirektor Stefan Szyszkowitz liegt der Schlüssel darüber hinaus in einem günstigen Finanzierungsmix. Die „goldene Bilanzregel“, wonach langfristige Investitionen langfristig zu finanzieren sind, sei hierfür ein wichtiges Prinzip, an dem man sich sehr bewusst orientiere. Auch wenn EVN bei der Finanzierung derzeit wie die meisten anderen ATX-Unternehmen auf Corporate Bonds setzt, geht der Versorger doch einen etwas anderen Weg. Anfang des Jahres erfolgte eine Privatplatzierung von zwei 20-jährigen Anleihen. Mit einer Stückelung von 100.000 EUR richtete sich das Angebot ausdrücklich nicht an Kleinanleger. Die Einnahmen in Höhe von 125 Mio. EUR wollte EVN unter anderem für weitere Investitionen in erneuerbare Energien und den Ausbau seines Osteuropa-Geschäfts verwenden. Wirtschaftlich stehen die Österreicher trotz schwieriger Rahmenbedingungen vergleichsweise gut da. So legte der Überschuss im ersten Halbjahr prozentual zweistellig zu. Die Ende 2011 emittierte „große“ Anleihe (Rating: A3; Volumen: 300 Mio. EUR) konnte vor diesem Hintergrund ihre Kursgewinne sukzessive ausbauen. Obwohl Szyszkowitz betont, dass man bei der Finanzierung grundsätzlich sowohl auf Eigen- als auch Fremdkapital setzt, räumt er ein, dass das Umfeld auf Aktienseite derzeit ausgesprochen volatil ist. „Das Timing einer Transaktion ist daher entscheidend, um die Balance zwischen Emittenten- und Investoreninteressen zu finden.“ Diesen Satz dürften die meisten ATX-Unternehmen so vermutlich unterschreiben.

Fazit

Solange die Märkte im Griff der Eurokrise nervös und schreckhaft bleiben, solange werden Österreichs Börsenschwergewichte sich weiter alternativen Finanzierungsoptionen zuwenden. Dabei bleiben Corporate Bonds ein wichtiger Bestandteil im Finanzierungsmix der allermeisten Emittenten. Über mangelndes Interesse an ihren Anleihen können sich diese zumeist nicht beschweren.

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