Am 27. Oktober werden in 18 Kategorien Kanzleien und Rechtsabteilungen mit dem JUVE Award als “Kanzlei des Jahres” ausgezeichnet. In der Kategorie Bank- und Finanzrecht ist GSK Stockmann + Kollegen  bereits zum zweiten Mal für den Award nominiert. Als  Immobilienkanzlei begonnen, hat sich GSK in den letzten Jahren auch immer stärker in den Bereichen Finance und Banking positioniert. Was die Nominierung für die Wirtschaftskanzlei bedeutet, welche Rolle das Trendthema Fintech spielt und wie sich der Brexit evtl. auf die Finanzbranche auswirken wird, erklären die Rechtsanwälte Dr. Oliver Glück und Sascha Zentis im Gespräch mit dem GoingPublic Magazin.

Dr. Oliver Glück, RA, GSK Stockmann + Kollegen
Dr. Oliver Glück, Rechtsanwalt, GSK Stockmann + Kollegen

Meine Herren, wie man Ihrer Website entnehmen kann, haben Sie eine Brexit-Notfallhotline eingerichtet. Sie sind also sehr nah am Thema dran. Inwiefern spüren Sie die Auswirkungen vom EU-Referendum?
Dr. Glück: Wir haben die Auswirkungen bereits am ersten Tag sehr stark gespürt, weil es für die meisten doch sehr überraschend kam. Viele unserer Mandanten aus England oder mit Bezug zu Großbritannien überlegen sich nun, ob eine Standortverlagerung angebracht ist und welche Länder attraktiv sind. Bis jetzt ist das Ganze aber noch in der Startphase – spätestens Anfang nächsten Jahres wird man meiner Ansicht nach die Auswirkungen noch deutlicher wahrnehmen.

Zentis: Das Votum hat die Finanzbranche auf dem falschen Fuß erwischt. Die meisten waren einfach nicht darauf vorbereitet und hatten eigentlich gar nicht mit dem Brexit gerechnet. Aktuell müssen die vom Brexit betroffenen Unternehmen also schauen, wie Sie das alles am besten meistern. In der Fondslandschaft gibt es vielfach Schwestergesellschaften von englischen Unternehmen, die auch im restlichen Europa agieren. Insofern muss das Geschäft also auch nicht zwingend von London aus geführt werden, sondern kann auch aus anderen Ländern gesteuert werden – das ist für viele Fondsgesellschaften somit von Vorteil.

Das Thema Fintech scheint aktuell schwer in Mode zu sein. Ihre Schwerpunkte liegen auf den Themen Finanz- und Bankrecht: Wie schätzen Sie die Entwicklung der Branche ein?
Glück: Der Fintech-Bereich deckt ein immer größer werdendes Spektrum an Geschäftsmodellen ab: Zum einen umfasst er Crowdfunding- und Crowdinvesting-Modelle. Zum anderen steht Fintech aber auch dafür, dass Zahlungsdienstleister und Vermögensverwalter ihr klassisches Geschäft über digitale und neue Finanztechnologien abwickeln. Schließlich entwickelt sich auch der B2B-Bereich in der Fintech-Branche immer stärker. Nicht zuletzt zeichnet sich ab, dass neue Technologien wie Blockchain auch die Finanzmarktinfrastruktur z.B. im Transaktionsbanking und der Wertpapierabwicklung verändern werden. Fintech-Marktteilnehmer betreiben entweder ihr Geschäft eigenständig oder setzen ihre Geschäftsideen mit einer Bank als Kooperationspartner um. Es gibt aber auch etablierte Großbanken, wie z.B. die Commerzbank, die ein eigenes gruppeninternes Beratungsunternehmen zur Entwicklung passender Geschäftsmodelle im Fintech-Bereich ins Leben gerufen haben; die Kooperation mit innovativen Start-Ups gehört dabei durchaus auch zum Kalkül. Fintech ist somit ein sehr buntes und vielfältiges Feld, in dem wir großes Entwicklungs- und Innovationspotenzial, insbesondere auf der Produktseite, sehen.

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