Ungeachtet der Corona-Krise treibt die US-amerikanische Zimmervermittlungsplattform AirBnB ihren Börsengang voran. Medienberichten zufolge hat das Unternehmen die entsprechenden Unterlagen bereits am Donnerstagabend bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Schon in der nächsten Woche will Airbnb die Anmeldung der Emission nach Insiderinformationen der Agentur Reuters öffentlich machen. Ein Termin für den IPO steht noch nicht fest. AirBnB wurde zuletzt mit 18 Mrd. USD bewertet.

Sie vermitteln Zimmer und Ferienwohnungen an Privatpersonen und bieten Reisenden damit eine Alternative zu Hotels: AirBnB hat in den vergangenen Jahren einen rasanten Aufstieg hingelegt und wurde für viele Urlauber und Geschäftsreisende zum Anbieter erster Wahl. Der Erfolg allerdings brachte auch teils massive Kritik mit sich: Städte wie Barcelona oder Berlin erstickten förmlich in Touristen, Wohnraum wurde für AirBnB-Unterkünfte genutzt, während viele Spanier oder Deutsche verzweifelt nach bezahlbaren Wohnungen suchten.

Corona setzte auch AirBnB zu: Buchungen gingen zurück, der Umsatz brach ein. Bereits im Frühjahr reagierte der Konzern und stampfte sämtliche Marketingmaßnahmen ein. Zudem wurde ein Viertel der Angestellten vor die Tür gesetzt. Außerdem nahm die Zimmervermittlungsplattform 2 Mrd. USD auf, um die Krise zu überstehen. Auch die Bewertung des Unternehmens erfuhr einen Dämpfer: von 26 Mrd. USD auf 18 Mrd. USD.

Still wurde es auch um den nächsten großen Plan von AirBnB: den Börsengang. 2019 hatten die US-Amerikaner den IPO für 2020 angekündigt, sich dann aber wegen Corona bedeckt gehalten. Bis jetzt: Laut Reuters will AirBnB doch noch den Schritt aufs Parkett gehen. Die entsprechenden Unterlagen seien bereits bei der US-Börsenaufsicht SEC eingereicht. Ein Datum für den IPO nannte AirBnB allerdings nicht, auch Angaben zur Zahl der auszugebenden Aktien oder der Preisspanne wurden nicht gemacht. Das „Handelsblatt“ beruft sich auf Insider, die davon ausgehen, dass die Preisspanne im Dezember festgelegt wird. Anvisiert wird laut den Insidern ein Listing an der US-Technologiebörse Nasdaq. AirBnB wolle bei dem Börsengang 3 Mrd. USD einsammeln – bei einer Bewertung von 30 Mrd. USD.

Das Umfeld für den Börsengang ist laut Experten besser als angesichts der Pandemie zu erwarten.  Reuters zitiert Kathleen Smith von Renaissance Capital. Sie geht davon aus, dass Investoren bereit seien, die Corona-Thematik auszublenden und Unternehmen gemäß der langfristigen Perspektiven zu bewerten. Zudem hätten sich die Börsen von ihren Tiefs im Frühjahr erholt. Tatsächlich stellten die US-Technologiebörse Nasdaq und der breiter gefasste S&P 500 jüngst Rekordhochs auf. Allerdings sind die Auswirkungen der US-Wahlen und wieder massiv steigender Corona-Infektionszahlen in Europa und der Welt noch nicht abschließend in die Kursverläufe eingepreist. Andere heiße Börsenkandidaten warten lieber ab: Das chinesische Fintech Ant Financial beispielsweise hat die Pläne für den weltgrößten Börsengang in dieser Woche erst einmal auf Eis gelegt.