Wachstumschancen konsequent genutzt
German Pellets hat die Zukunftsperspektiven der erneuerbaren Energien früh erkannt und das lukrative Segment besetzt. Lag der Umsatz 2005 bei 2 Mio. EUR, explodierten die Zahlen schon im zweiten Jahr auf 26,5 Mio. EUR. Mit 115 Mio. EUR Umsatz 2009 und einer Produktion von 1,6 Mio. Tonnen hat sich das Unternehmen den Spitzenplatz in Europa erarbeitet. Der Marktanteil in Deutschland beträgt etwa 50%. German Pellets produziert an fünf Standorten in Deutschlands Pellets, die über ein Händlernetz derzeit von Schweden bis Italien vermarktet werden.

In Deutschland ist die Zahl der installierten Pelletöfen in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Auf etwa 125.000 Anlagen beziffert die Branchenvereinigung Deutsche Energie-Pellet-Verband die Zahl Ende vergangenen Jahres. 2010 sollen weitere 25.000 Anlagen hinzukommen, und bis zum Jahr 2020 soll die Millionengrenze in Deutschland geknackt werden. Auch wenn diese Zahl sehr ambitioniert erscheint: Am weiteren starken Wachstum hierzulande dürfte kein Zweifel herrschen.

Internationalisierung und Großanlagen
Anders als zum Beispiel bei Photovoltaik oder Windkraft sind die Deutschen bei Pelletöfen kein ökologischer Vorreiter. In Italien, klimatisch bedingt natürlich verstärkt im Norden, bollern schon heute 1,2 Mio. Pelletheizungen, in Frankreich 200.000 und in Schweden und Österreich je 100.000. Auch auf diesen Märkten ist German Pellets bereits gut eingeführt. Bei den Wachstumszielen rechnet German Pellets stetig steigenden Bedarf privater Haushalte ein, da nicht zuletzt durch die Gesetzgebung in Deutschland und zum Teil in weiteren Ländern regenerative Wärmebereitstellung bei Neubauten und Bestandsimmobilien in vorgegebenen Anteilen gesetzlich vorgeschrieben ist. Auch wenn Pellets hierbei mit Wärmepumpen und Solarthermie in Konkurrenz stehen, ist unumstritten, dass diese Technologien zulasten von Gas, Öl und Kohle Marktanteile gewinnen. Doch auch Großanlagen, etwa für öffentliche Gebäude wie Schulen oder Turnhallen, Wohnkomplexe oder Bürogebäude und im gewerblichen Bereich, versprechen Wachstumsimpulse.

Diversifizierung mit Contracting und Co.
Das Geschäftsmodell soll nach Willen des geschäftsführenden Gesellschafters Peter Leibold nicht auf die Herstellung und den Vertrieb von Pellets beschränkt bleiben. Unter dem Stichwort Contracting kann die Lieferung von Wärme statt Pellets vereinbart werden – ein Konstruktion, die gerade von klammen Kommunen oder öffentlichen Einrichtungen derzeit gerne genutzt wird, um Investitionskosten zu sparen. Holzpellets werden auch als Brennstoff oder Zugabe (Co-Firing) in Kraftwerken eingesetzt. Großbritannien, Benelux, Dänemark und Schweden sind große, importorientierte Märkte. Die Nachfrage wächst stark, da in den oben genannten Ländern immer mehr Kohlekraftwerke auf Pellets umgerüstet werden. Dieses Segment verbraucht schon heute pro Jahr ca. 7,5 Mio. Tonnen. Ein bedeutender Wachstumstreiber in diesem Bereich könnte in Zukunft der Emissionshandel sein, denn ab 2013 wird es durch die von der EU beschlossene dritte Handelsphase bei der Vergabe der Zertifikate zu massiven Veränderungen kommen. Schließlich stellen Einstreuprodukte für die landwirtschaftliche und private Tierhaltung einen bedeutenden Markt in Europa dar, der mehr als 1 Mio. Tonnen umfasst. Die zunehmende Anzahl an Haustieren, unter anderem aufgrund der demografischen Entwicklung der Gesellschaft, ist ein wesentlicher Faktor für das Marktwachstum. Holzartiger Einstreu, z.B. Pellets und Hobelspäne, sind eine ökologische Alternative zu dem bislang dominierenden kalkbasierten Produkt, das nicht biologisch abbaubar ist. German Pellets erschließt diesen Markt über den Unternehmensbereich German Horse Pellets.

Wachstumsfinanzierung über Genussschein
Es gibt also viel zu wachsen und zu finanzieren für German Pellets, dennoch hat Peter Leibold keine Eile auf dem Weg zur Börse. Aktuell gebe es „kein Szenario für einen Börsengang.“ Die Unabhängigkeit des Unternehmens sei ein großer Vorteil: „Wir können uns komplett auf unser Geschäft konzentrieren. Auch aus diesem Grund haben wir es geschafft, innerhalb kürzester Zeit zum Marktführer in Europa aufzusteigen.“ German Pellets finanziert sich also vorerst nicht über ein IPO, sondern lieber über die Ausgabe von Genussscheinen, die gekoppelt an den Unternehmenserfolg mit bis zu 8% verzinst werden. Statt der geplanten 15 Mio. EUR wird man voraussichtlich 50 Mio. EUR platzieren können. „Unsere Wachstumsfinanzierung ist gesichert. Die Nachfrage nach unserem ersten Genussschein hat unsere Erwartungen weit übertroffen,“ stellt Leibold dazu fest. Statt Aktienoptionen können Mitarbeiter die Scheine zu Vorzugskonditionen erwerben. Ein Börsengang steigere die Bekanntheit des Unternehmens auf effiziente Weise, „bis wir aber über einen Schritt an die Börse nachdenken, wollen wir noch weiter ordentlich wachsen“.

Fazit
Der gute alte Brennstoffhandel kann richtig sexy sein. German Pellets hat sich bestens positioniert und über entsprechende Verträge mit Sägewerken, Forstverwaltungen und Plantagenbetreibern die Versorgung mit Rohstoff gesichert: Eine geradezu klassische Wachstumsstory, die an der Börse sicherlich goutiert würde – auch wenn das Unternehmen noch sehr jung ist.

Stefan Preuß

Kurzprofil German Pellets GmbH
Gründungsjahr: 2005
Branche: Brennstoffe
Unternehmenssitz: Wismar
Mitarbeiter 2009: 800
Konzernumsatz 2009: 115 Mio.
EUR
EBITDA: 21,1 Mio.
EUR
Gewinn: k.A.

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe 5/2010.

 

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