Der mittlerweile 64jährige Icahn informierte vergangenen Freitag das GM-Management darüber, daß er eine bedeutendes Aktienpaket erwerben wolle – bis zu 15 %. Die GM-Aktie reagierte sofort, schließlich hat Icahn mit seinen Investments bisher ein feines Näschen für unterbewertete Aktien unter Beweis gestellt. Die Vorgehensweise ist stets gleich: Icahn kauft Aktienpakete unterbewerteter Unternehmen und übt anschließend Druck auf das Management aus, die verborgenen Schätze für die Aktionäre zu heben. Sei es durch den Verkauf einer Sparte oder des ganzen Unternehmens, die Aufsplittung eines Unternehmens oder einfach durch rigoroses Management. Wenn das Management sich seinen Forderungen nicht beugt, übernimmt Icahn auch schon mal den ganzen Laden.

General Motors paßt genau in diese Kategorie unterbewerteter Unternehmen. Der verborgene Schatz im GM-Imperium, der darauf wartet von Icahn gehoben zu werden, ist der Satellitenanbieter Hughes Electronics – prominentestes Produkt ist DIRECTV, ein digitaler TV-Service via Satellit. General Motors hat Hughes Electronics zwar bereits als Tracking Stock (der Besitzer einer solchen Aktie ist kein Miteigentümer am Unternehmen) an der Börse gelistet, um die Bewertung dieses Bereiches transparenter zu machen. Icahn wird aber höchstwahrscheinlich auf einen vollständigen Spin-off von Hughes drängen. Auch ein unmittelbarer Verkauf wäre möglich. Interessenten gäbe es genug, denn Icahn ist nicht der erste, der es auf Hughes abgesehen hat. Vor einigen Monaten waren Gerüchte im Markt, wonach Rupert Murdoch mit seiner News Corp. GM übernehmen wolle, nur um an Hughes heranzukommen.

Der Hughes-Anteil, den GM hält, ist 11 Mrd. US-$ wert. Rechnet man diese aus der derzeitigen Bewertung von GM heraus (ca. 36 Mrd. US-$), so verringert sich das KGV von GM (Basis: letzte 12 Monate) von 7,8 auf nur mehr 5,4. Wenn die beiden Unternehmen erst einmal sauber getrennt sind, so glaubt Icahn, wird sich diese vermeintliche Unterbewertung GMs aufheben.

Icahn ist zurück – so viel steht fest. In den letzten Monaten hat er seinen Einstieg bei zahlreichen Unternehmen angekündigt. Unter seinen Opfern befinden sich VISX Inc. (Laser-Augenheilkunde), CSX Corp. (Eisenbahnanbieter), Seagate Technology (Computer-Festplatten) u.a.

Durch seinen spektakulären Coup um Nabisco und Philip Morris, der Icahn kürzlich 600 Mio. US-$ reicher gemacht hat,  konnte der 64jährige Milliardär sein Geschick noch einmal eindrucksvoll unter Beweis stellen. Oliver Stone läßt Gordon Gekko in Wall Street sagen: „Nothing ruins my day more than losses!” Unwahrscheinlich, daß Icahn aus dem GM-Deal als Loser hervorgeht.

Die GoingPublic-Kolumne erscheint börsentäglich in Zusammenarbeit mit dpa-AFX.

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