Neue Wege zur Therapie schwerer viraler Atemwegserkrankungen mit MEK-Inhibitoren (Inhibitor des MAP-Kinase Signalwegs) als wirksame und gut verträgliche Virustherapeutika: Die Atriva Therapeutics GmbH wirbt eine Seed-Finanzierung bei niederländischen und deutschen Privatinvestoren, angeführt durch die Stichting Participatie Atriva, sowie dem High-Tech Gründerfonds (HTGF) ein, um seine MEK-Inhibitoren gegen die Virusgrippe bis zur klinischen Reife zu entwickeln.

 

Behandlung beruht erstmals auf zellulären Faktoren

Die MEK-Inhibitoren von Atriva sollen die Entwicklung der ersten sicheren und wirksamen Behandlungsmethode gegen Influenza ermöglichen, die auf zelluläre Faktoren und nicht auf das Virus selbst abzielt. Die Vermehrung der Influenzaviren hängt von einem spezifischen Signalweg der Körperzelle ab. Die wissenschaftlichen Gründer des Tübinger Startups  Atriva konnten bereits in präklinischen Studien aufzeigen, dass dieser Signalweg durch MEK-Inhibitoren effektiv blockiert und dadurch die Virusvermehrung sicher gehemmt wird.

 

Atriva konzentriert sich auf die Verwendung klinisch erprobter Wirkstoffe aus anderen Indikationen. Das Leadprojekt „Influenza bei Risikopatienten“ zielt insbesondere auf die gravierenden Komplikationen der Grippe durch bakterielle Ko-Infektionen (etwa durch MRSA) bei Risikopatienten. Die Pipelineprojekte sollen schwere virale Atemwegserkrankungen wie RSV oder MERS (Coronavirus)-Erkrankungen bekämpfen.

 

Ergebnis der Phase 2-Studie in 2020

Das Hauptprojekt ATR-002 gegen die Virusgrippe bei Risikopatienten durchläuft derzeit einen straffen zeitoptimierten Entwicklungsplan bis zum klinischen Wirknachweis. Nachdem im Frühjahr 2018 die ersten Probanden behandelt werden sollen, wird das Ergebnis einer Phase 2-Dosisfindungsstudie im ersten Halbjahr 2020 erwartet. Die jetzt eingeworbenen Mittel sollen es ermöglichen, die entsprechenden Wirkstoffe bis zur Auswahl des klinischen Kandidaten im zweiten Halbjahr 2017 voranzutreiben.

 

Marktpotenzial über 2,8 Mrd. EUR in 2020

Das äußerst große Potential für eine wirksame Behandlung der akuten Virusgrippe in Risikopatienten mit Grunderkrankungen des Herz-Kreislaufsystems oder der Lunge wird allein in USA, EU und Japan auf über zwölf Mio. Patienten im Jahr geschätzt. Neuraminidaseinhibitoren als bisher allein verfügbare Grippetherapeutika sind für diese große Patientengruppe nicht zugelassen, aus Mangel an nachgewiesener Wirksamkeit. Vor diesem Hintergrund wird das globale Marktpotential für die neuen MEK–Inhibitoren auf über 2,8 Mrd. EUR im Jahre 2020 geschätzt, ohne Sondereffekte wie Vorratskäufe bei Auftreten von Pandemien zu berücksichtigen.

 

Frank Hensel, Investment Manager beim HTGF sagte zum zum Investment: „Die Grundlagenforschung des Atriva-Teams hat einen neuen Mode-of-Action identifiziert, der die Behandlungsmöglichkeiten der saisonalen Grippe verbessern kann. Besonders interessant an dem Behandlungsansatz ist aber die Möglichkeit, das Indikationsgebiet auch auf andere Virusinfektionen wie Zika, Hanta oder RSV auszudehnen. Entwicklungen dieser Art sind besonders bei den sich international rasant ausbreitenden Viruserkrankungen wichtig.“

 

Schutzrechte bis mindestens 2035

Atriva wurde 2015 gegründet und hat seinen Sitz in Tübingen. Vier breit angelegte Patentfamilien zur Anwendung von MEK-Inhibitoren als antivirale Therapeutika wurden seitdem in die Firma eingebracht. Die Schutzrechte gewähren eine potentielle Marktexklusivität für die MEK-Schlüsseltechnologien der Firma bis mindestens 2035. Im vergangenen Jahr konnte das Unternehmen den Scienc4live Konzeptphasenwettbewerb gewinnen.

Autor/Autorin