Vor zwei Jahren hat das Familienunternehmen auch den Aufstieg in den MDAX geschafft. Worin aber liegt das Erfolgsgeheimnis der Mannheimer?

In den 1930ern setzte der 21-jährige Rudolf Fuchs seine Idee um und startete in Mannheim den Direktvertrieb von pennsylvaniaschen Raffinerieprodukten. Nur fünf Jahre später stellten die Mannheimer ihre eigenen Schmierstoffe her. Das schnelle Wachstum des Vertriebs wurde durch den Beginn des Zweiten Weltkrieges gestoppt, doch bereits 1946 wurde der Betrieb in Mannheim wieder aufgenommen.

Spezialisierung und Internationalisierung des Konzerns
Nach dem frühen Tod des Gründers stieg sein Sohn Dr. Manfred Fuchs 1959 – noch während seines Studiums – in das Unternehmen ein und übernahm drei Jahre später die Geschäftsführung – der Beginn der Expansionsphase: In den 60er Jahren wurden die europäischen Auslandsvertretungen ausgebaut. Da der Ölmarkt allgemein hart umkämpft war, spezialisierten die Mannheimer ihr Angebot immer mehr und expandierten zwischen 1970 und 1990 vermehrt ins Ausland – ein gelungener Schachzug: Heute werden rund 40% der Gewinne außerhalb Europas erwirtschaftet. 1985 folgte dann der Gang an die Börse – ein bedeutsamer Schritt aus Sicht des heutigen CEOs Stefan Fuchs: „Wir genießen sowohl bei internationalen als auch inländischen Anlegern einen hohen Bekanntheitsgrad und Vertrauensbonus, was sich seit Notierung unserer Vorzugsaktien im MDAX vor zwei Jahren noch verstärkt hat.“

Generationswechsel
Stefan Fuchs übernahm den Vorstandsvorsitz 2004. Nach 41 Jahren wechselte sein Vater in den Aufsichtsrat. Die enge Zusammenarbeit zwischen Vater und Sohn schadet dem Unternehmen keineswegs. Der Aufsichtsrat sei hervorragend besetzt und im Sinne des Corporate Governance Kodex auch unabhängig, so Fuchs Junior dem GoingPublic Magazin gegenüber. „Von daher geht von meinem Vater keine andere ‚Wirkung’ auf den Vorstand aus als von jedem anderen Aufsichtsratsmitglied auch. Zudem hat mein Vater den Übergang von ihm zu mir höchst professionell und von Tag eins an vollzogen“, beschreibt Sohn Stefan die berufliche Beziehung zu seinem Vater.

Der Kunde ist König
Mittlerweile hat das Familienunternehmen mehr als 10.000 verschiedene Produkte im Portfolio, wovon der Großteil speziell nach den individuellen Anforderungen der Kunden gefertigt wird. Diese zunehmende Individualisierung macht den Bereich Forschung & Entwicklung äußerst wichtig: Jeder zehnte Mitarbeiter ist als Wissenschaftler oder Ingenieur bei Fuchs beschäftigt.

Neben den speziellen Nischenprodukten ist es besonders die Unabhängigkeit, die Fuchs Petrolub so erfolgreich macht: „Für uns steht das Prinzip der Unabhängigkeit im Vordergrund. Sie ist Teil unserer Geschäftspolitik und bringt uns eine hohe Markt- und Kundennähe, d.h. Schnelligkeit und Flexibilität“, erklärt Stefan Fuchs. Daher solle sich auch künftig nichts daran ändern, dass die Familie sowohl im Vorstand als auch im Aufsichtsrat vertreten ist. Einen weiteren Vorteil in dieser Konstellation sieht Fuchs darin, dass „wir so unsere Kräfte auf das Geschäft konzentrieren können und nicht das Problem einer Übernahme und der damit verbundenen Abwehrmaßnahmen haben“.

Leicht angeschlagen aus der Krise
Vor sechs Jahren hat der heutige CEO ein sehr gut aufgestelltes Unternehmen übernommen und beschäftigt heute rund 3.500 Mitarbeiter in über 120 Ländern. Zudem liegt Fuchs Petrolub in den Top 10 der internationalen Schmierstoffhersteller, zu denen auch die großen Ölkonzerne gehören. Doch vor der Wirtschaftkrise konnte auch Fuchs sich nicht verstecken: Das EBIT fiel 2008 um 12% auf 172 Mio. EUR. Und auch 2009 sah es nicht besser aus. Zwar schrumpfte der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 15% auf 1,17 Mrd. EUR, jedoch legte das EBIT um 4% auf 180 Mio. EUR zu. Doch dank einem umfassenden Sparpaket erwirtschaftete das Unternehmen weiterhin Gewinne. So konnte das Unternehmen im ersten Halbjahr 2010 ein deutliches Wachstum verzeichnen: Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum stieg der Umsatz um 23% auf 700 Mio. EUR, das EBIT sogar um 85% auf 123 Mio. EUR.

Traumhaft für Anleger
Die Aktien schreiben auch an der Börse eine Erfolgsgeschichte: In den vergangenen zehn Jahren stieg der Aktienkurs um knapp 800%. Seit dem Börsengang zahlte der Schmierstoffhersteller zudem jedes Jahr eine Dividende. „Fuchs Petrolub hat während der 25-jährigen Börsenpräsenz kein Jahr mit Verlust abgeschlossen und jedes Jahr Dividenden ausgeschüttet“, erklärt der CEO. 2009 erhielten die Anleger 1,70 EUR pro Vorzugsaktie. Im laufenden Geschäftsjahr soll die Dividende mindestens konstant bleiben.

Fazit
Fuchs Petrolub gilt als Prototyp eines erfolgreichen (börsennotierten) Familienunternehmens und hat das Vertrauen seiner Anleger nie enttäuscht. Da der Markt für Schmierstoffe traditionell ein schwieriges Umfeld ist, sind es gerade die beiden Grundpfeiler – Unabhängigkeit und die Anfertigung von Spezialölen –, die Fuchs Petrolub für die Zukunft wappnen. Konsequent wird die Unternehmensstrategie verfolgt, so haben Konjunkturschwankungen kaum Einfluss auf das Unternehmen. Fuchs Petrolub konnte in der Vergangenheit stets positiv überraschen. Die Messlatte für die Zukunft liegt hoch.

Maximiliane Worch

Ursprünglich erschienen in der GoingPublic Ausgabe8-9/2010.

 

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