Die seit Herbst 2015 an der Börse notierte Scout24 kauft sämtliche Anteile an Finanzcheck.de: Der Konsumkreditvermittler geht für 285 Mio. EUR an den Betreiber digitaler Marktplätze. Verkäufer sind Acton Capital Partners, btov-Partners, Highland Europe, HarbourVest Partners, Business Angels sowie die Unternehmensgründer. Scout24 will über den Zukauf in erster Linie die Autokreditvermittlung auf seiner Plattform Autoscout24.de vorantreiben. Die Übernahmepläne wirkten sich vorerst belastend für die Aktie aus.
Performance der Scou24-Aktie nach Bekanntgabe der Übernahme. Quelle: OnVista.
Performance der Scou24-Aktie nach Bekanntgabe der Übernahme. Quelle: OnVista.

Die FFG Finanzcheck Finanzportale bietet Nutzern den Vergleich von Verbraucherkrediten an. Das Hamburger Start-up kooperiert außerdem mit mehreren Partnerbanken. Der Konsumkreditvermittler evaluiert Daten des potenziellen Kreditnehmers und bringt Kunden im Anschluss mit der passenden Bank zusammen. Nutzer und Banken haben den Vorteil, nicht mehr langwierig prüfen zu müssen, ob ein Interessent die speziellen Kriterien des jeweiligen Instituts erfüllt. Finanzcheck.de arbeitet mit eigens entwickelter Technologie, die APIs zu Partnerbanken, Empfehlungsalgorithmen und Scoring-Modelle beinhaltet. Seit Gründung vor rund acht Jahren haben die Geschäftsführer Moritz Thiele und Andreas Kupke ihr Geschäftsmodell um B2B2C- und B2B-Lösungen erweitert. Versicherer oder Autohändler reichern ihr Angebot mit dem Vergleich passender Kredite an. Inzwischen beschäftigt die Firma 225 Mitarbeiter an drei Standorten. Betrachtet man Marktanteil und -positionierung, zählt Finanzcheck.de zu den Top3-Portalen in Deutschland. Im Geschäftsjahr 2017 hat der Konsumkreditvermittler nach eigenen Angaben mehr als 35 Mio. EUR Umsatz gemacht; Scout 24 selbst wird aktuell mit einer MarketCap vom merh als 5 Mrd. EUR bewertet. Der Aktie taten die Übernahmepläne vorerst nicht so gut: Am Tag der Bekanntgabe sank der Kurs um knapp 9% auf rund 44 EUR; zum Börsenschluss lag die Aktie wieder bei knapp 47 EUR . Seit dem IPO im Herbst 2015 verzeichnete die Scout-Aktie ein Kursplus von mehr als 40%.

Langjährige Zusammenarbeit zahlt sich aus

Bereits seit 2015 arbeitet das Start-up mit Scout24 zusammen. Die Hamburger ergänzen das Portfolio des Betreibers digitaler Marktplätze um den entsprechenden Kreditvergleich. Der Konsumkreditvermittler ist auf dem Scout24-Portal Autoscout24.de vertreten – Geschäftsführer Kupke spricht von tiefer Integration der eigenen Lösung bei der Internetkleinanzeigenbörse. Den Erwerb lässt sich Scout24 285 Mio. EUR kosten. Von der Akquisition erhoffe man sich eine hohe strategische Bedeutung: Gemeinsam mit dem führenden Branchenanbieter arbeite man künftig daran, Nutzern ein hervorragendes Erlebnis bieten zu können, hieß es in der Börsenpflichtmitteilung. Kupke bewertet die Transaktion ebenfalls positiv. Scout24 habe seinen Kunden bisher die Möglichkeiten des „Discover und Connect“ geboten: Angebote sehen und Kontakt zum Bieter herstellen. Mit den Leistungen von Finanzcheck.de komme nun der Transaktionsbereich dazu. Auch für das eigene Unternehmen sei der Verkauf ein Vorteil: „Wir wollten immer mit Firmen arbeiten, die komplementär sind. Jetzt können wir unser Offering so ergänzen, dass wir für Kunden ein ganzheitlicher Lösungsanbieter sind“, hieß es Seitens von Scout. Beim Online-Marktplatz liegt der Fokus nun darauf, die Präsenz von Finanzcheck  auf der Automobil-Plattform auszubauen. Künftig peile man zudem weitere Synergien an: Scout24 hat nach eigenen Angaben immerhin Beziehungen zu rund 26.000 Händlerpartnern. Zudem ist der Plattform-Betreiber in verschiedenen europäischen Ländern aktiv.

Ein Interview mit Finazcheck-CEO Kupke können Sie auch in unserer Schwesterpublikation, dem VentureCapital Magazin nachlesen.

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